über 007 im Dienste seiner Majestaet — die Gedanken sind frei
Monat: Januar 2017
Gute Tage, schlechte Tage
So teile ich nun mein Leben ein. In gute und schlechte Tage. Schlechte sind solche, an denen sich Patty und Selma schlagen, bespucken, uns treten, beschimpfen.
Pflegemutter sein ist nicht einfach. Auch wenn ich dauernd meinen Kopf nutze, so ist es auch mir nach drei Tagen dem „Du bist doof, du bist kacke, Oma.“-Mantra bin auch ich reif für den Keller. Im Keller ist Schokolade. Und Marschmallows. Fünf Stück bekomme ich von denen auf einmal in den Mund und dann kann man nicht zurück meckern.
Ja, und ich bleibe ruhig, wenn sie alles zerpflücken an diesen schlechten Tagen, fünf mal den Kleiderschrank ausräumen und dreimal selbst Windeln wechseln wollen, am liebsten mit großem Geschäft.
Manchmal werden die schlechten Tage zu furchtbaren Tagen, wenn sie zu viele hintereinander sind und dann zweifle ich an mir, ob ich dieser Aufgabe überhaupt gewachsen bin. Und dann, genau dann kommen ein paar gute Tage. Dann ist das Haus nicht voller Schreien, Schlagen, Schubsen, Kneifen. Dann ist der Flur zum Wintergarten voller Knetsand und sie sitzen zu dritt und machen mit der richtigen Knete kleine Kuchen, malen und spielen dann doch wieder im oberen Kinderzimmer Vater-Mutter-Kind oder Prinzessin und Prinz und Selma will unbedingt der Prinz sein….
Ich wünsche mir ganz viele solcher guten Tage so lange die Mädels hier sind.
Ich werde verfolgt!
Ein Grund, hier zu leben
Man achte nur auf den Hintergrund; die Katze ist völlig egal. Sie saß nur im Weg.
Hilfe gebraucht
Gestern saß C. auf meinem kleinen roten Sofa, das immer unter einer Decke verschwindet- Kinder, Katzen, das Sabber-Problem des Spätpubertätsbabies….
Also, C. sitzt auf diesem Sofa.
„Bäcker hat mich angesprochen, ob jemanden mit einem C -Führerschein kenne.“
„Klar kennst DU jemanden, nämlich mich. Ich darf mit meinem Führerschein 7,49 Tonnen fahren…“ Und ich fahre sowas gern! Richtig gern. Wenn das Ding familientauglich wäre, dann hätte ich sowas vor der Tür….
„Warum?“ will ich wissen.
„Ja, der hat doch die externe Doktorantin bei EADS in München. Nunja, die hat da einen Freund kennen gelernt und die hatten einen Unfall…“
Mein Mitgefühl ist an. Wie romantisch! Zwei Liebende und dann ein Unfall! Und noch bevor ich fragen kann, was denn da passiert ist, redet C. weiter.
„Ja, und ihr Vertrag endet Ende März und kann auch nicht verlängert werden…Die hat ja nun das Kind mit eineinhalb Jahren….“
„Hä???“ Dann kommt die Nachricht an. Ich haue mir die Hand vor die Stirn.“Der Unfall…..jaja, das Kind……das Kind ist also der Unfall….“
„Ja, und dann hat sie sich mit dem Vater zerstritten, war wohl ein ganz böse Sache. Und nun war drei Monate ihre Mutter hier, ganz legal mit einem Touristenvisum, aber die muss jetzt zurück nach *irgendwas ehemals russisches*….Und Professor Bäcker fühlt sich wohl verpflichtet, ihr zu helfen…“Der Professor hat uns auch viel geholfen.“
Also schreibe ich ihm, dass ich siebeneinhalb Tonnen fahren kann und werde, wenn es gewünscht ist, bitte nur kein MAN; da komme ich so schlecht mit der Schaltung klar und außerdem sind die von Mercedes spritziger. Unter uns hier: Mehr Fahrspaß und mehr neues Geschirr.
Und weil ich weiß, wie es ist, erkläre ich mich bereit im Rahmen meiner Möglichkeiten auch bei der Kinderbetreuung behilflich zu sein, weil Betreuungsplätze sind hier Mangelware.
Okay.Professor Bäcker lässt mich heute grüßen und schickt C. eine Mail, die er von der Externen bekommen hat. Darin steht, das sie eigentlich einen Besichtigungstermin für eine Wohnung habe, Freitag,18 Uhr, aber nicht kommen könne, ob wir die Wohnung angucken können.
Ich frage C. nach dem Sinn.Was sollen wir uns denn an der Wohnung angucken? Wir kennen weder die Bedürfnisse der Externen noch die ihres Kindes. Wir können da durch gehen nach dem Motto: „AAAh, Wohnung!“.
Aber wir erklären uns bereit und um möglichst viel richtig zu machen, sage ich C. er soll ihr schreiben, wir bräuchten einen Fragen-Katalog.
Und auf meine Frage, warum sie nicht kommen kann, erklärt er mir, sie habe ja das Kind.
„Ja, und?“
„Naja, da muss sie morgens her fahren und abends wieder runter.“
„Ja, das ist so, wenn man ein Kind hat.“
Gedankentourette, alterbedingt, ich.
C. schweigt.
„Naja, C., ist doch so. Oder sie nimmt das Kind mit….“
Aber er schickt mir die Nummer und ich bestätige den Termin, das wir an der Stelle der Externen kommen, weil sie berufsbedingt…..Call-Center sei dank bin ich trainiert.
C. schreibt mir, er habe sich mit Kollegen besprochen und auch die fänden das ziemlich schwachsinnig, dass wir die Wohnung besichtigen sollen und werfen ein, dass auch durchaus das Arbeitsamt einen solchen Umzug bezahlt, sogar mit Dingens, Spedition.
Wir telefonieren. Er hat mir noch geschrieben, dass die Wohnung nur 500 Meter von der Arbeitsstelle ist und deshalb so interessant. Und das sie kein Auto habe.
„Das mit dem Auto ist doof. Ganz doof. Und allein die Strecke zur Arbeit zählt nicht. Die rechnet das Kind nicht mit. Tagesmütter sind eher weiter draußen und Kitas sind voll.“
„Ja, das ist dumm ohne Auto.“
Jetzt bin ich genervt.
„Toll, dann habe ich die acht Stunden im Auto mit dem Kind. Ohne Kindersitz nehm ich die nicht mit. Kannst du die nicht überzeugen Zug und so?“
Ich mag den Professor Bäcker sehr. Wirklich. Ich habe ihm viel zu verdanken, aber im Moment hasse ich mich, weil ich „Hier!“ geschrien habe. Acht Stunden mit einem eineinhalbjährigen Kind in der Führerkabine…..da darf die Karre auch von MAN sein.
Update abends am Tag des Eintrags: Es ist nix russisches, wo die Externe her kommt, es ist Kamerun, aber das ja da gar nicht so weit weg von Lettland und so….
Tagwerk
Das Leben ist gerade nicht so einfach. Meine dauerhaften Begleiter sind Handy und der Kalender hier:
Bloß nichts und niemanden vergessen und ganz stolz, wenn ich unter der Woche einmal zwei sog. Haushaltstage habe, will heißen, an denen es keine Termine gibt und ich einfach nur Haushalt machen kann.
Und das hier ist mein täglicher Feind:
Ein klitzekleiner Teil vom Täglichen… Wenn ich wieder zu Geld komme, dann werde ich mir eine zweite Waschmaschine kaufen. Dann bin ich nicht mehr acht Stunden angebunden, sondern nur noch vier, weil zwei mal zwei. Maschinen.
Rosenkrieg
Der Vater von Selma und Patty hat einen Strafbefehl bekommen.
Er hat im vollbesoffenen Kopf seiner Ex, die ihn und die Kinder wegen des Neuen verlassen hat, u.a. über What’s app geschrieben, was er vor ihr hält:
„du bist in Sachen Mutter schlimmer als die Flodders“
„wenn dein Name genannt wird, wollen alle nur kotzen, was du für ein Stück Scheiße bist lässt ihre eigenen Kinder für einen anderen Stecher sitzen“
„deine Mütterlichkeit sollte angezündet werden und nach einer Volksabstimmung die zu 100 % gegen dich läuft noch mal erschossen werden und neben Hitler vergraben werden“
„alle sagen scheiß auf die scheiß Huuuuuuuure sie hat es nicht verdient Mutter zu sein und die vielen U stehen für deine ganzen Kerle“
Außerdem habe er ihr einen ausgestreckten Mittelfinger mittels eines Emojis geschickt.
Das, und die Aussage aus der Nacht, in der sie verschwunden war und er von einer Freundin der Mutter von Selma und Patty im Beisein der anderen Großmutter und mir erfahren hat, dass die Mutter von Selma und Patty einen neuen Freund hat und das die Freundin der Mutter von Selma und Patty gelogen habe, als sie erklärte, sie habe bei ihr geschlafen, als sie in einer der vielen Nächte nicht nach Hause kam, brachte der aufgebrachte Vater also nun die Aussage, er steche sie und den neuen Stecher ab,
das alles kostet 1500 Euro plus Gerichtskosten. Leider hat die Mutter der Mutter vergessen zu erwähnen, dass auch ich Zeugin dieses Gespräches bin und das kurz nach dieser Aussage die Polizei im Haus war und die ernstgemeinte Drohung ihres Schwiegersohnes vergessen hat, bei diesem Einsatz zu erwähnen.
Man erinnere sich an den August letzten Jahres: Erst wurden Selma und Patty von der Polizei mutterseelen allein aufgegriffen, dann kam die Mutter nicht mehr nach Hause und letzten Endes schrieb sie eine Nachricht, aus der nicht klar hervor ging, ob sie sich nun umbringe oder nicht, was jedoch letztendlich einen Polizei-Einsatz auslöste. Sie wurde bei ihrem neuen Freund gefunden. Am nächsten Tag verlor der Vater der Kinder nicht nur dieselben, sondern auch noch seinen Job, weil er nicht zur Arbeit erschien.
DAS muss geteilt werden!
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Ikea- Das Ende
Ikea hat angerufen. Zweimal. Und mir zweimal gesagt, dass ihr Zahlen stimmen.
Beim zweiten Anruf wußte der Mensch nichts vom ersten Anruf. Und ich sagte dem zweiten folgendes:
Sie haben das Problem, nicht ich. Mein Verlust beträgt 148 Euro, Ihrer wird, weil ich nicht mehr bei Ihrem Unternehmen einkaufen werde, einige tausend sein. Außerdem werde ich keine Bilder aus meinem Leben mit Neuerungen Ihres Hauses auf meinen Blog stellen. Die alten Dinge brauche ich auf, aber von Ihnen wird nichts Neues mehr dazu kommen.
Weiterhin weiß ich, dass ich nicht die Einzige Kundin bin, der das passiert ist. Der Mann auf FB und ich, wir sind nur die Spitze des Eisberges. Sie sollten in Ihrem Unternehmen aufräumen. Sie hätten lediglich auf Ihren Überwachungskameras die Pakete auf unseren Wagen zählen müssen und schon hätten Sie gewußt, dass ich tatsächlich, wie ich Ihnen sagte, nur zwei Betten gekauft und drei bezahlt habe.
Dann haben wir uns freundlich verabschiedet. That’s it.
Nicht ganz: Ich schreibe noch an eine dieser Hilfs-Sendungen.
Autokauf
Omma braucht ein neues gebrauchtes Auto, sagt sie. Wir alle sind zwar eher der Meinung, sie bräuchte eher Taxi, aber der Sturkopp, den sie vererbt, den kennen wir alle aus leidiger Erfahrung.
Dacia Sandero, Erstzulassung 2009, 46 000 Kilometer unter 3000 Euro mit zwei Jahren TÜV. Omma ist 74 Jahre alt. Passt, dachten wir.
Omma ist 17 Jahre lang einen Daewoo Matiz gefahren. Einen Toaster auf vier Rädern mit einer niedrig gelegten Hutablage als Kofferraum. Die ursprünglich darin zu findenden Stofftiere belegte die gesamte Rückbank, obwohl der kleine Eisbär und der Elefant und die hässliche Glöckchenkatze bei uns im Kinderzimmer gesucht werden müssen, sollte sie jemand vermissen, weil sie nicht sonderlich groß sind. Aber nunja.
Wir also mit Omma, drei Kindern und uns nach Wolfsburg.
Omma steht vor dem Dacia Sandero. Und ich gucke und gucke hinten rein:
„Mama, der hat ne richtige Rückbank, auf der man sitzen kann! Da kann man sogar Kindersitze drauf unterbringen!“
Omma guckt und guckt und guckt und sagt:
„Gibt es den nicht auch eine Nummer kleiner?“
*Das mit dem Toaster habe ich nur gedacht. Ich habe ihr das nicht gesagt. Ich habe es nur gedacht.“
Wir gehen um das Auto. Hier sind Lack und da ’ne Delle.
„Frauen-Auto,gelle?“ frage ich den Verkäufer.
Woher ich das wisse, will er wissen.
„Naja, mir ist kurz vor Weihnachten doch beim Rauffahren im Parkhaus die Wand ins Auto gesprungen und hat den Lack an meiner Schürze vorne abgemacht….Aber damit kann man ja nicht rechnen, mit so einer Wand….“
Nein, könne man nicht. Und es sei von einer Frau gefahren worden.
„Japp, die typischen Dullen. Da!“, ich zeige auf eine Dulle am Radlauf.“Einkaufswagen!“Stolz erkläre ich:“Kann ich auch. Mit ohne Hingucken.“
C. entdeckt auf der Beifahrerseite dunkelblaue Gnubbel auf dem Lack. Ich solle mir das mal angucken, was das sei.
„Lackstift,falsch angewendet. Aber immerhin so dick, da rostet die nächsten hundert Jahre nix.“
Ich gucke rein. „Guck ma, Mama, richtige Sitze!“ Wuaaaah, und die Rückbank. Da kann man wirklich drauf sitzen…
Motorhaube auf.
„Gucke mal, der Motor ist von Reh -Naul-T.“ Der Verkäufer guckt mich dumm an.
„Ja, das muss man deutsch aussprechen! Renault und Peu-Geh-Ott.“ Er versteht das nicht, er war offensichtlich nicht in der Grundschule und hat lesen gelernt und das auf Mofas gelesen und sich gewundert, warum die Namen so seltsam sind.
Ich werde die Kinder hüten und Omma, C. und der Verkäufer werden Probefahren. Kennzeichen kommen dran, Omma steht verloren rum.
„Rein da, Mama, los geht’s!“
„Neeeee, lieber nicht. Erstmal fährt der Verkäufer und dann C. und dann ich….“ Zweifel kommen bei mir auf, ob das mit dem Auto so gut ist, ob der verrottete Daewoo nicht vielleicht ein Zeichen ist…..Zweifel, die es schon lange gibt.
Am Ende gibt es eine Diskussion um den Zahnriemen, der noch Original ist. Man erinnere sich, der Zahnriemen im Laguna, Bj 2004, war auch noch original, als er bei 101340 Kilometern riß. Aber sollte man es darauf ankommen lassen?
Dem Verkäufer fällt ein, dass der Wagen eine Steuerkette haben muss, weil darüber ja eine Metallabdeckung ist. Und wäre es ein Zahnriemen, dann wäre die Abdeckung aus Plastik.
Omma will wissen, was ich sage. Autokauf ja oder nein?
Habe ich den Wagen gefahren? Nein. Habe ich mehr als die Lackstiftspuren bewundert? Nein. Also. Was soll ich denn schon sagen?
„Ich kann dazu nichts sagen. ich bin ihn nicht gefahren. Ich saß da hinten (ich zeige auf den Verkaufsraum) unter der Treppe auf einem Kinderstuhl und habe den Kindern die Stifte angespitzt….(Omma guckt.) Okay“, sage ich. „Kann ich den Motor mal hören?“
Ich kann ihn hören.
Tja. Läuft ruhig. Und nu?
Ich komme wieder in den Verkaufsraum.
„Naja, wenn der eine Steuerkette hat, der Motor läuft ruhig, dann ja….“
Reifen. Der Wagen steht auf Sommerreifen und bekommt zwei neue.
C. versteht bis heute nicht, warum die Firma zwei neue Sommerreifen drauf zieht, die im Moment eh keiner gebrauchen kann.Nein, zwei Winterreifen könne die Firma nicht besorgen, es gäbe also keine Möglichkeit, einfach nur zwei Winterreifen zu zu kaufen. Aufstecken der Reifen soll in der hauseigenen Werktstatt 60 Euro kosten. Ein stolzer Preis.
Nunja, Omma kauft. Sie hat es ausgependelt, und bestellt tags drauf Zahnriemen und Wasserpumpe. Winterreifen gehen nicht, weil keiner von uns weiß, welche Felgengröße die Dinger haben.
Omma will mit Felge und hat nicht verstanden, dass sie dann wählen kann, ob sie 14 oder 15 Zoll-Felgen haben will.
Herr, lass mich anders werden! Unserem Schrauber vor Ort hat sie erzählt, dass sich ihre Familie um die Abholung ihres alten abgemeldeten Autos kümmert.
Klar, mache ich. Ich habe ne Flex und kaufe grüne Säcke, oder wie?
Tags drauf, also Freitag, wollten wir das sommerbereifte Auto noch schnell vor der Schneefront aus Wolfenbüttel holen. Er steht noch da, der Wagen. Der Schnee hat uns den Gar ausgemacht.