Schulbrote Teil 2

C. kann es nicht lassen. Gestern kommt er in die Küche, als ich gerade Mortadelle mit ohne Zusatzstoffe auf Brote  batsche, mit Butter,  ohne Butter, die getoasteten  kühlen noch auf der einen Brotdose aus…und sie dann in Frischhaltefolie verpackt in die Brotdosen batsche.

„Warum machst du das?“ will er wissen.

„Warum fragst du mich das schon wieder?“ Ich bin sowas leid.

„Na, du machst das nicht gern. Es erfüllt Dich nicht.“

Mal ehrlich, geneigter Leser, wie soll einen sowas erfüllen? Ein Kilo Gemüse pro Abend putzen und klein schneiden. Seh ich aus, wie wenn ich einen Haushaltsfetisch hätte? Ooooh, rohes Gemüse….jaaaaaa. Ich schütte auch keine Glückshormone beim Butter aufs Brot streichen aus, will einfach nix werden.

„Ja und?“ Ich suche nach irgendeiner Erklärung, mit der er endlich Ruhe gibt und aus meiner Küche verschwindet.

„Wir sind Pflege-Eltern“, sage ich.

„Und was hat das damit zu tun?“

„Wir stehen unter Beobachtung…“

„Und das macht dir Angst? Gerade dir??“

„Nee. Ach menno…“ Die Dosen sind im Kühlschrank verstaut.

Ich gehe ins Esszimmer und muss den Tisch auf normal mit Decke und Blumen noch eindecken.

„Hör doch auf, C., die Kinder freuen sich dran.“ Es nervt.

„Ja, tun sie.“ C. kann nur zustimmen.

„Und wenn Groß E. ihre Freude hat, weil ihre Freundinnen was aus der blöden Dose haben wollen jeden Tag, dann ist das doch gut….“ Sie hat so eine eigene offene Art, wenn sie sagt: „Kann heute mal wer bei mir schlafen, ich muss mal angeben!“ (Der Satz kam, als sie das neue Bett bekommen hat.).

„Und klein E. freut sich immer so an den Brotdosen-Inhalten. Die mag das.“

Er guckt, ich gucke.

„Mal ehrlich, wem macht das Spaß, jeden 45 Minuten mit Brot und Butter zu verbringen…“

„Du brauchst gar nicht 45 Minuten!“ C. triumphiert. Aber nur so lange, bis ich den Kühlschrank aufmache, auf die neun Gemüsedosen deute und sage:

„Das Gemüse ist doch schon vorgeschnitten und steht hier!“

„Wann hast du das denn gemacht?“

„Bevor Du in die Küche gekommen bist.“

„Gesund muss es also auch noch sein.“

Klar, wenn schonn, denn schonn….

 

Über Arno von Rosen

Originally posted on meinesichtderwelt: Dieser Fall liegt mir persönlich am Herzen, ich möchte die Typisierung immer und immer wieder empfehlen, denn: jeder von uns könnte selbst betroffen sein, krank oder als Angehöriger … Da mir heute viele Worte fehlen teile ich die offizielle Pressemitteilung der DKMS: “Tobias sucht seinen Lebensretter – Stammzellspender dringend gesucht Tübingen/ Rudelzhausen,…

über Bitte gerne teilen: Tobias sucht seinen Lebensretter — Arno von Rosen

Selbstredend

Sieben Kinder leben hier im Alter von 2 bis 17 Jahren.

Weihnachten wünschte mir ein wertgeschätzter ehemaliger Arbeitskollege frohe Weihnachten und wir schrieben ein bischen hin und her und die Arbeit musst hier weiter gehen, der Junge warf mein Handy  runter – zack kaputt. Und was fand ich als neue What’s-app-Nachricht auf dem neuen Telefon ein paar Tage später? Ein freundliches „Dann eben nicht.“ in Form von „Na, dann feier noch schön.“

Ich habe mich nicht erklärt, ich bin zu alt dafür.

Gestern schrieb mir eine liebe ehemalige Kollegin, die Mädels und sie würden sich zwischen halb drei und drei in einem kleinen Laden auf einen Kaffee treffen. Das war eineinhalb Stunden vor dem Treffen.

Ich hab viel Spaß gewünscht. Und bekam eine Emoji-verzierte Bitte, es doch dringend zu versuchen, zu kommen.

Also habe ich das erste Mal Ommas Ausreden-Kiste benutzt: Ich bekomme noch Besuch.

Ich brauche sowas nicht. Und ich erkläre mich nicht. Wenn Menschen dieses Stück in meinem Leben nicht mit mir gehen, dann lassen sie es eben.Mit zwei Kleinkindern ist man nicht mehr flexibel. Und schon gar nicht sonntags.

Socken

Ihr kennt das : Zwei gehen in die Waschmaschine, eine kommt wieder raus.Und irgendwann taucht die zweite wieder auf, wo auch immer sie sich bis dahin versteckt hat. Also habe ich einen Einzel-Socken-Korb, in dem ich spätestens am Wochenende rumwühle und das hier  ist dann das vorläufige Amtsergebnis:

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Pflegemutter

Ich habe ja in den letzten Wochen so ein bischen Auszeit genommen von hier. Oft war es so, dass ich gar nichts zu erzählen wußte. Und wir haben einen Kurs gemacht. Andere machen auch Verwandtenpflege.

Und dann weiß man immer nicht genau, was darf man erzählen, was nicht.

Aber ich denke, über manches darf ich erzählen.

Verwandtenpflege ist tatsächlich ganz anders als Pflegeeltern. Nun, ganz anders nicht, man bekommt ja in beiden Fällen mindestens ein Kind mehr ins Haus. Bei uns sind es ja zwei.

Diese emotionale Verbindung. Die steht einem schon mal im Weg. Hatte ich anfangs wenig mit den Kindern zu tun, Enkel erscheint mir in diesem Fall nicht wirklich der richtige Begriff, weil Enkel fühlt sich anders an.

Omma. Ich bin gern Omma. Richtig gern Omma. Ihr wißt gar nicht, wie ich das Privileg genossen habe, Erziehung zu resetten. Dieses „Och, lasse doch!“ Diese zwölfte Stückchen Schokolade,  das Spielen mit den Tellern der Jugendstil-Geschirrs…..Alles vorbei, zumindest bei Patty und Selma. Ja, genau. Und manchmal nehme ich das den Eltern übel.

Und ich will denen einfach nichts mehr übel nehmen. Es ist so vergeudetete Kraft. Sich zu ärgern, lähmt im Alltag. Das will ich nicht.

Also sind Patty und Selma mittlerweile einfach welche, die in die Gruppe „die Kinder“ gehören. Sie nennen mich zwar Oma, aber es ist zu einem Zweitnamen verkommen, den mir zu geben meine Eltern nicht in der Lage waren. Wir waren arm…ganz Arm.

Manchmal bin ich überfordert und oft frage ich mich, ob ich das alles wirklich schaffe.Wenn mich Patty beißt, weil die Tür zur Kita offen steht, oder Selma mich den ganzen Tag beschimpft als „blöd“ und „Kackehaufen“. Um dem ganzen die Schärfe zu nehmen, habe wir neue Schimpfworte eingeführt und die sind echt heftig: Staubsaugerbeutel und Fernbedienung, um nur die Schlimmsten hier zu nennen.

Ich nehme den Eltern übel, dass sie nichts wirklich zu Verbesserung ihrer Situation tun und manchmal, wenn die Wäscheberge wieder überhand genommen haben, dann bin ich richtig sauer. Vor allem abends um zehn, wenn ich doch noch eine Maschine anstellen muss, und dann wieder auf dieselbe warten muss. Ich nehme ihnen übel, das weder der eine noch der andere  sich in den letzten Monaten eine Wohnung gesucht haben und  ich mag die ganzen Geschichten, die sie so verzapfen im Moment nicht.

Der Verwandtenpflegekurs war toll. Ich bin erleichtert zu wissen, dass es ganz vielen anderen Leuten genauso geht wie uns. Von Enttäuschung über Ärger und ganz viel Liebe zu den Kindern. Und anfangs dachte ich, es wäre schön , sich mit allen wieder zu treffen, aber ich kämpfe immer wieder mit mir selbst, komme immer wieder an meine Grenzen und brauche um mich herum niemanden, der mir zusetzt und die Eltern schlecht redet.  Wir hatten da die Aufgabe, die Resourcen der uns umgebenden Familie zu bestimmen, zu denen auch die Eltern der Kinder gehörten.  Und es war so ein schlechter Tag, weil ich mich so ärgerte über „Meine Nachbarin hat gesagt, meine Mutter hat gesagt, du hast gesagt….“. Mehr weiß ich nicht,weil ich auch dann der Mutter der Mädchen nicht mehr zugehört habe. solche Gespräche führe ich nicht. Und dann sitzt man in seinem Kurs und so Positives finden und es geht. Mit Mühen geht das. Aber es geht. Und je weniger man sich über die Eltern ärgert, desto mehr Positives kann man finden, auch wenn es nicht unbedingt die gesellschaftliche Norm erfüllt. Für die schlechte Tage werde ich mir eine Liste machen mit positiven Eigenschaften der Eltern. Damit ich sie an schlechten Tagen nicht vergesse. Kein Mensch ist nur schlecht. Alle sind nur Kinder ihrer Erfahrungen, was nicht bedeutet, dass sie so weiter machen müssen.

Enkelkind Teil 893.722

Was wird es? Jaja, ein Baby, ist schon klar, aber: Junge oder Mädchen?

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Mein Sohn schrieb mir, als ich gerade Überweisungen machte. Er schrieb nur über What’s-App: Charlotte.

Bin ich raus aus der Bank und mal eben in einen Kleiderladen.

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„Machst Du gerne Schulbrote?“

„Nein, wie kommst Du darauf?“ will ich von C. wissen.

Wie kommt jemand darauf, dass es Spaß macht, täglich gute 45 MInuten damit zu verbringen, Brote ist Plastik-Schachteln zu stopfen, Obst zu schnippeln, Möhren zu vierteln, Kekse in die Dosen zu packen…Und immer auf folgendes achten: Mini will Knäcke-Brot und bitte keine Kekse und, wenn Salami drauf sein sollte, dann bitte keine halbe Scheibe Gouda drauf, wenn es richtiges Brot ist, und auf Knäcke schon mal gar nicht. Aber ein hartgekochtes Ei, das geht, und keinen Joghurt, sondern eine kleine Menge Apfelmus. Ist ja nicht so komplizert. Aber: Aufpassen: Keine Mortadella mit Pistazien oder anderen Zusatzstoffen verwenden, sondern, wenn , dann nur Mortadella.

A.. A. macht Praktikum. Und hat festgestellt, das er zwischenzeitlich 6 Kilo zugenommen hat, woran natürlich die Schulbrote Schuld sind. Ist klar, oder? Also bitte keine Kekse, kein hartgekochtes Ei, keinen Joghurt, aber dafür viel Gemüse, keine Butter, das Brot aber dennoch getoastet und gerne ein kleines Gläschen Apfelmus und dazu ein bischen Dosenmilch in kleinen Packungen….

Selma und Patty. Patty nimmt das Brot getoastet und Selma will das nicht. Selma nimmt Butter, und keinen Joghurt und klar immer irgendwas Süßes, aber, und das verbindet sie mit ihrer Schwester, kein geschnittenes Gemüse.  Aber auch ein hartgekochtes Ei, was Patty wiederum nicht nimmt…. Und so zieht es sich durch mit gekochten Eiern und Käsesorten und Obst, denn Groß E. möchte nur eine Sorte Joghurt und gern auch die saurenm Bonbons und Klein E. nimmt das Brot ungetoastet, aber auf gar keinen Fall Knäcke und D….und so vergehen 45 Minuten pro Tag, an dem Brot eingepackt, Eier gekocht und gepackt werden…..Löffel für den Joghurt, kleine Gläser Apfelmus..

Ich bin dann mal schnell in der Küche…