Heute inne Bahn

Der Zug kommt. Wie jeden Tag achte ich darauf, wo die Türen sind, die nicht aufgehen, um sie einfach beim Umsteigen nicht zu benutzen. Die Türen bei der ersten Klasse sind sicher, die funktionieren und wenn doch eine schwer geht, schwer, nicht gar nicht, dann ist der Uniformierte mit seiner Trillerpfeife da.
Ich erwische heute morgen nicht nur eine Zugtür, die aufgeht, nein, sondern auch gleich links ist das Abteil noch frei. Und, jetzt wird der Luxus fast erste Klasse: Ich kann sogar in Fahrtrichtung fahren….isses nicht festlich.
Da sitze ich so vor mich hin und warte drauf, dass der Zug sich auf den Weg macht und beginne die 9Minuten morgendliches Denken und man kann viel in neun Minuten denken, wenn man es zu lässt. Es sind die neun Minuten, die der Zug braucht, bis ich umsteigen muss…
Also: Ich sitze da in Fahrrichtung so da und denke so vor mich hin, da werde ich von einer Durchsage gestört.
Der Herr Zugführer begrüßt uns artig in seinem Zug und erklärt uns, dass „der Schließmechanismus der Türen des hintersten Abteils kaputt ist“ und ob jemand bitte die Türen zu machen könne. Klar kann jemand, wir müssen zur Arbeit.
Als der Zug anfährt, bedankt sie die Uniformierte Fahrkartenknipserin über den Lautsprecher mit einem schlichten „Danke.“
Morgen früh packe ich den Wagenheber, den großen mit Rollen, und die Warnweste in meinen Rucksack. Falls wir jetzt auch noch die Räders wechseln müssen……

Heribert…

Da kommst Du von der Arbeit. Es ist schweine-heiß. Du bist froh, im Zug zu sitzen, die Klima-Anlage läuft nicht und Du sitzt auf einem dieser Notsitze zwischen fremden Menschen, die genauso stinken wie Du selbst, weil sie genau wie Du von der Arbeit kommen. Und die, die aus meiner Firma kommen, die da irgendwo sitzen, die haben genauso viel Lust auf small-talk wie ich, nämlich gar keinen, weil den ganzen Tag Rhabarbar-rhabarber-rhabarber…..Da ist nach Feierabend erstmal eins angesagt: Fresse halten.
Der Zug hat Verspätung, mal wieder. Der zweite Teil des Zuges kommt zu spät. Durch den Zug läuft die ganze Zeit ein junger Mann im Cord-Sacko mit Klemmbrett, der die Reisenden zählt….Zähl man, aber quatsch mich nicht an. Ich will nicht reden und ich habe nicht mal Bock Dir zu sagen, warum ich jetzt genau in diesem Zug sitze.
Das hatte ich nämlich auch schon, eine verbale statistische Erhebung der Bahn. Und auch als der lecka-Schnitte mit der Mega-Erotik-Stimme gesagt hab, das da vorne noch andere sitzen, die man befragen könnte, weil ich echt keine Lust habe….sie ließ nicht locker.
Der fragt jedenfalls nicht.
Es ist heiß. Wir sitzen, die nächste Verspätung wird angesagt…..wir sitzen….da geht die Tür des Zuges auf und da kommt er:
Er, in Bermuda-Shorts aus braunem Jeansstoff, mit grauen Tennissocken, wilden Nike-Turnschuhen mit rasantem grünsilbernem Streifen auf weißem Grund, mit braven zart hellgrün-braun-weiß längs gestreiftem Hemd, akkorat gebügelt, versteht sich und kleiner Nickerlbrille, passend zu braven Schnitt der grauen Haare – Heribert. Und er kommt nicht allein. Er hat sein Fahrrad dabei, ein dicker Klumpen von Rad, Touring-Rad mit breitem Lenker, breiten Reifen, fettem Rahmen und Echleder-Sattel. Am Lenker prangt die kleine Tasche, auf deren Oberseite die Karte eingeklemmt werden kann, und ein fadenscheiniger Fahrradhelm in ebenso rasanten Farben wie Heribert sie sonst auch überall mit sich trägt.
In seiner Fahrradtasche, die am Gepäckträger hängt, kleppert es, als wäre sie voller Flaschen und Heribert hat richtig vorgesorgt, er hat gut eineinhalb Liter Wasser, verteilt auf zwei Flaschen in die Halterungen des Rahmens geklemmt.
Und als alle Arbeitenden gerade im Zug sind, stehend die Flächen vor den Türen blockieren, da kommt Heribert, bewaffnet mit zwei Fahrkarten, eine für ihn und eine für sein Fahrrad und ich frage mich während der ganzen Fahrt:
Erstens: Wenn man Fahrrad fahren will, warum zur Hölle macht man das mit einem Zug?
und zweitens:
Wenn der schon Zeit hat, warum zur Hölle muss der mit seinem blöden Drahtesel, der sogar Markierungen für die Umdrehungszählerei an seinem Vorderrad hat, also warum muss der, wenn wir von der Schicht kommen und nicht mal mehr alle Sitzplätze bekommen, warum muss der also ausgerechnet JETZT fahren und alles noch enger machen , als es eh schon ist?

Ich werde es nie verstehen….zu meiner Zeit machten wir auch Fahrradtouren, aber irgendwie ging das damals noch ohne Zug. Wir sind die Strecke einfach gefahren mit dem Rad.

Fertig …..

oder auch: JETZT wird´s echt langweilig!

Wochenlang habe ich mich auf dieses Wochenende gefreut. Endlich mal zwei Tage am Stück frei! Gestern noch die Klausur, die nix geworden ist, und danach schlafen, essen, schlafen, essen, schlafen….Passend zur Samstagsschicht aufgewacht, in aller Ruhe Kaffee getrunken und den Tomaten beim Wachsen zugeguckt, morgens gleich gut die Pflanzen auf dem Balkon gewässert, geputzt, eingekauft, Wäsche( klar, wie jedes Wochenende)
und jetzt……ist fertig. Sogar nochmal heute Abend die Pflanzen gewässert…..den Hund gebadet, den Hund gesalbt, die Katzen geärgert…..
Jetze is gut, jetze kanns wieder losgehen! Jetze is echt langweilig!
Heute morgen dachte ich mir: Ein Urlaubssemster…..vllt ein Stückchen Garten pachten und mokeln, viel schlafen und arbeiten und Kinder…..geht nicht. DAS is ja voll langweilig….
Ich geh Lernkarten schreiben….scheiss-Langeweile!

Prüfung

an meine erste Prüfung kann ich mich noch gut erinnern. Es hat mich alle Kraft gekostet, dort überhaupt hin zu fahren und nicht einfach wegzulaufen.
Im Laufe der Zeit habe ich gelernt, mich auf meine Hände zu setzen, damit nicht alle denken, ich wäre ein Trinker auf Entzug, zumal die Schweißausbrüche und das käsige Gesicht reichen.
Morgen ist Prüfung.
Ich bin schon ganz gut geworden, ich bin nicht mehr zwei Wochen vorher panisch.
Und heute lasse ich sie einfach hier, meine Angst. Ich weiß nicht, ob das klappt, aber ich lasse die Schweißausbrüche hier, die Übelkeit, die Rückenschmerzen, die Fressattacken, den Weglaufreflex und die ekeligen schweißigen Hände, die Kopfschmerzen mit den Sehstörungen.
Ich werde dem Kind in mir nicht den ganzen Tag erzählen, dass die Welt sich auch morgen mittag noch weiter dreht, mich keine qualvollen Tode erwarten…, wenn das kleine Ding in mir weglaufen will, ja Schnittchen,m dann lauf doch. Pferde laufen auch nur 100 Meter.
Ich will nicht wie eine fette Fliege den ganzen Tag immer wieder tief ausatmen, meine Hände kneten und um einen Weltuntergang beten. Ich lasse meine 839 Rituale weg, ich will die nicht mehr.
Ich werde nicht darum beten, dass mich heute der Schlag trifft, damit ich da morgen nicht hin muss.
Gut, kochen kann ich heute sowieso nicht; ich habe Spätschicht. Aber das habe ich vor Jahren schon an Tagen vor Prüfungen eingestellt: gefrorene Erbesen-Möhren fliegen einfach zu weit, wenn man sie unbedacht panisch aufreißt, diese Tüten, und verbrannte Fischstäbchen sind nicht nur eine Schande für die Hausfrau, sondern schmecken auch einfach nicht.
Ich werde nicht den ganzen Tag Rescue Tropfen in mich reinwürgen. Ich weiß bei denen eh nicht, ob es der Brandy ist, mit dem die angesetzt sind oder die Blüten. Wenn ich Alkohol will, dann hol ich mir nen guten Wein, und wenn´s was medizinisches sein soll, dann nehm ich Klosterfrau Melissengeist, den haben sie mir als Kind schon löffelweise vor der Autofahrt gegeben, sollte helfen, aber ich konnte danach noch besser während der Fahrt kotzen.
So. Und jetzt mach ich Wäsche. Am Arsch die Räuber, ehrlich…

Omma

Das bin ich nun. Es ist ein kleines Mädchen. Dank der modernen Technik wissen wir schon lange, das es eins wird.
Die Namensuche. Als mir mein Sohn sagte, die werdende Mutter wolle das kleine Mädchen Lattika nennen, hielt ich das für einen schweren Hormonschub in der Schwangerschaft, der gewisse seltsame Anwwandlungen bringt wie Hering mit Vanille-Eis, Leberwurst auf Rosinensemmel und eben solche Namen….. Ich erklärte, ich würde dieses Kind niemals mit DIESEM Namen ansprechen. Es wäre dann eben Kind. Und dachte: „Tja, das wird lustig in der Schule. „Ey, Latte, komma!““. Und dazu noch den typisch deutschen Vornamen: Latte Meier also. Das wiederum klingt wie eines dieser Pseudo-Kaffeegetränke aus Tüten oder Automaten, die Metallkappseln leeren oder diese Runden Fließdinger mit braunem Pulver wässern…..aber ob das so förderlich ist? Naja.
Die werdenden Eltern stritten. Nächster Namensvorschlag: Lisa-Marie. Marie wie die Mutter mütterlicherseits und Lisa wie bei Lisa-Marie, der Schwester der der werdenden Mutter.
Ich erinnerte meinen Sohn daran, das wir zwar aus einem alten Landarbeiter-Geschlecht stammen und nie über besonders großen Reichtrum verfügten, aber uns dennoch schon seit Jahrhunderten den Luxus leisteten, dass wir uns ausschließlich den Nachnamen teilen und nicht auch noch sämtliche Frauen den Vornamen….Also nicht wie in der türkischen Familie in Osterode, in der die Frau Ayshe heißt, die Mutter der Frau heißt Ayshe, die Cousine heißt…..Ayshe….die Tochter heißt? Richtig, Ayshe….Nee, so nicht. Bei uns kann jeder einen Vornamen haben, es gibt ja genug. Und kostet beim Anmelden ja nun auch nich´mehr. Ist ja nicht wie mit Wunschkennzeichen.
Nun heißt sie also Emily Selma Lisa Sofia. Ich habe meinem Sohn gesagt, dass jetzt keine weiteren Kinder mehr drin sind, das eine hat ja schon alle Namen.
Ja, gesehen habe ich sie auch schon. Ich habe keine Ahnung, was ich so erwartet habe. Ich sah sie, sah meinen Sohn mit Vaterstolz und guckte….und dachte: „Aha, ein Baby.“
Ein Baby eben, rosig, pummelig, alles dran, alle Finger, alle Ohren, alle Füsse, nix zu viel, nix zu wenig, so, wie das eben nach dem Wurf sein. Irgendwie erwartete ich was in mir. In dem Zimmer mit der ganz frischen Mutter, der man die Strapazen der Geburt deutlich ansehen konnte, und der, die schon geworfen hatte, und diese stille stolze Strahlen hatte nach dem Motte: Guck ma, das kleine Ding ist MEINS! Ich bin jetzt Mama.
Wir guckten in die Tupperkiste auf Rollen. Japp. Ein Baby. Nee, wir sagten nicht viel, ich dankte der Mutter, dass sie das alles auf sich genommen hat. Meine Mutter wiederum gratulierte….und wir guckten: Ein Baby. Aha.
Ein hübsches kleines Mädchen mit blauen Augen und rotblonden Haaren, am Hinterkopf sind sie sogar dunkel, also zweihaarig. Fast vier Kilo, also neben der langen Geburt eine echte Quälerei für die junge Mutter.
Nun ja. Irgendwie habe ich wieder eine Lebenslüge entlarft. Schon seit Jahren weiß ich, dass man seine eigenen Kinder nicht einfach spontan nach der Geburt liebt. Also nicht nach dem Motto: Flupps raus, Schalter an , „Ich liebe Dich, Baby.“, nein, es wächst.
Nun denke ich, ich habe wieder so etwas gefunden. Ich denke, das das auch beim Omma sein nicht so funktioniert. Schwupps raus das Ding aus der Mutter, Omma kommt ins KH, Schalter an, „Omma liebt Dich, Baby.“. Und erschwerend kommt auch noch mein eigener Entwicklungsstand hinzu. Hormonell permament indisponoiert durch die Spätpubertät habe ich schon gegen meine eigenen eine Kinderhaarallergie entwickelt. Ich finds nicht schlimm, wenn sie mal der Papa ausgiebig um sein Töchterchen kümmert….der darf sich ruhig Zeit lassen bei Besuchen seiner Eltern….viel Zeit, richtig Zeit……..
Vielleicht wäre dieses Schalter-an-„Ich liebe Dich, Baby.“ -Gefühl eher da, wenn ich wie die, die in meinem Umfeld schon Omma geworden sind, mir immer noch eigene Kinder gewünscht hätte, aber ich brauch sie mir nicht wünschen, ich habe sie ja schon. Oder aber einfach schon zehn Jahre älter wäre, denn ab Mitte 50 soll man es wieder toll finden, so kleine Dinger, die heulen, schreien, nach Milchkotze stinken und auch anders stinkig sein können….Na ich warte da jetzt einfach mal ab.

Toller Tag!

Was ein widerlicher Tag! Erst hab ich gedacht, es liegt daran, dass ich nachts sitzend auf dem Sofa eingeschlafen bin und morgens genauso wieder aufgewacht bin…..
Aber mein Thermo-Becher ist kaputt. Und Omma werde ich heute auch noch…..Kann´s noch schlimmer werden?

Nein, möchte ich nicht!

Wer kennt das nicht: Da sitzt man so vor sich hin und es klingelt das Telefon. Und klar geht man dran, nicht weil man denkt, es könnten die Kinder, Omma oder C. , nein, weil man diese fremde Nummer nicht kennt. Und dann ist sie da, diese liebliche Frauenstimme, die mir dann erzählt, was ich nicht noch alles bräuchte, oder was zu optimieren wäre in meinem Leben, insbesondere in meinen Verträgen….und das alles NUR für 13,95 Euro. NUR?? 13,95 Euro sind immerhin 13,95 Euro. Was ist denn da nur?
Und nehmen wir die Zeitungstrulla. Nein, ich möchte keine Zeitschrift zum Thema Famlie.Dieses klar Nein scheint sie erst zu motivieren und weder das Argument, ich könne gar nicht lesen ( da kommt dann der Verweis auf die bunten Bilder) noch das, das ich die Bilder gar nicht sehen könnten und mein Blindenhund kein Interesse mehr an Zeitungen hätte….nix. NIX zieht. Man muss immer pampig werden,  um die loszuwerden. Das nervt.

Neulich hatte ich nun wieder so einen Anruf. Einen von einer Telefontrulla. Näh, ich will nicht wechseln. Näh, nich, weil ich so lange schon beim mangenta -farbenen Riesen bin. Näh, auch nicht, wenn ihr mir meine Fritzbox inner anderen Farbe schickt. Näh, ein Billig-Schnurlostelefon dazu will ich auch nicht, ich hab schon eins und meins hat ein Kuhmuster. Stink dagegen mal an. Ja, Sie hören richtig, ich habe Kinder (Die Mädchen prügeln sich mal wieder im Hintergrund und werfen sie rüde Kraftausdrücke an den Kopf. Aber bei der Telefontrulla ist es mir wirklich egal, was die denkt, wenn klein E. heulend „Hure!“ ruft. Irgendwann werde ich sie schon noch überzeugen, dieses kleine Mädel, das es sich dabei lediglich um eine Berufsbezeichnung wie  Maler, Maurer oder Bäcker handelt. Aber wenn man wütend „Bäcker !“ schreit, ich denk mal, das kommt nicht so….).
Zurück zur Telefontrulla: Nein, ich bin nicht der Meinung, dass wir ein zweites Telefon bräuchten. Nein, vielen Dank, ich brauche keine 17 zusätlichen Nummern, ich habe schon drei, von denen ich eh nur eine nutze. Und ich sammel die nicht. Sieht in einem Album einfach kacke aus, wenn da nur Nummern drin sind.
Nein, ist mir egal, ob ich dann einen Handy-Vertrag noch kostengünstig dazu bekomme, ich wohne im Harz, da hat man mit dem Netz eh keinen Empfang. Ja, ich weiß schon seit 2004, das dieser Provider zustäzliche Sendemasten hier bauen will, aber wenn er es bisher nicht getan hat, warum dann grade jetzt, wenn die Telefontrulla mir einen Vertrag aufschwätzen will?
Nein, Bargeld lockt mich auch nicht.
So.
Liebe Telefonverkaufstrulla,
ich will Dir mal folgendes sagen: Das, was Du mir da vermieten willst, ist die sog. letzte Meile. Kennste nicht? Blöd, weil das ist das, was Du mir verhämmern willst zur Miete. Die letzte Meile ist das Stück Strippe vom Verteiler zur Hütte, irgendwas um die zwei Kilometer lang.
Schnitte, Du willst mir sogar ein Stück Telefondraht von der Telekom vermieten, weil ihr nämlich kein Extra-Kabel drin liegen habt in der Erde, sondern nur gemultiplext wird.  Du willst mir also ein Stück vom Kuchen namens Kabel vermieten, den ich von der Telekom schon gemietet habe! nur eben auf der anderen Seite von dem Kabel. Warum solllte ich also auf dem Kabel umziehen?
Weil die Bits auf der Seite von deinem Stück Kabel schneller schwirren?? Eure sind ne Sonderanfertigung, ja?! Ja, das erscheint mir logisch, kann ich nicht anders sagen…Vollkommen logisch, denn Ihr vermietet die Überholspur. Is klar.
Liebe Telefonverkaufstrulla, ich stamme aus einer Zeit, da mietete man das Telefon noch bei der Post und bekam so ein hässliches Ding mit Drucktasten in den hübschen Farben Arko-Kaffe-Service- Orange, Moosgrün und Beige. Nach dieser Zeit kam das Modell Dallas, mit dem man jederzeit Einbrecher hätte erschalgen können….. vorher waren sie einfach hübsch grau und passten in jeden Haushalt. Meine Omma hatte so eine hässlichen Samtüberzug für das Ding. Erinnert Euch!
Zu dieser Zeit, liebe Telefontrulla, lag schon ganz viel Telefonnetz in Deutschland. Das hat nämlich mit seinen verdrillten Kupferkabeln schon anfang des 20zigsten Jahrhunderts begonnen. Und ist gewachsen und es wird nur ersetzt, was kaputt ist, weil Gewachsenes ist sensibel.
So. Und nun kommst Du und willst mir daraus das letzte Stück vermieten. Das soll besser laufen als das Stück desselben Kabels von der Telekom, die das Kabel hier mit der Dose zusammen in den siebziger Jahren durch einen der vielen Herrn Schneiders( so heißt mein Aussendienst -Mitarbeiter hier vor Ort und der ist ne echte Wucht) mir hier in die Hütte gelegt hat, als ich noch zuhause bei Mutti wohnte und noch nicht mal den Kindergarten verlassen hatte?
Ich finde mal, wenn ich mich verarschen will, Trullaken, dann mach ich das alleine oder frage A. nach der Uhrzeit….aber für sowas brauch ich Dich nicht für.

In diesem Sinne,
Frau Safe

Was sagt man da?

Tja? Gut so? Dann weißt Du jetzt, wie es mir oft geht? Es ist gut so, dann können wir endlich die Erfahrungen des anderen nachvollziehen?

Keine Ahnung, was man da wirklich sagt. Er macht Home Office und ich Spätschicht. Die Tagesmutter hat Urlaub. Hach, manchmal liebt man Umstände, wenn nur das menschliche Gedächtnis nicht so kurz wäre…..
Was heißt das also im Klartext? Er hat ab mittags die Kinder und muss Home Office machen, also arbeiten.
Etwas, das ich aus jahrelanger Erfahrung nur allzu gut kenne. Lernen und Kinder. Japp, und er hat auch dazu Haushalt. Nicht die grundlegenden Sachen, sondern die laufenden.
Und er verzweifelt. So, wie ich oft verzweifelt bin. Ist müde. So wie ich oft müde bin. Die Kinder können ihm den Tag vermiesen, wenn sie sich streiten und prügeln, so wie sie es bei mir oft tun, weil man sich wie der letzte Heckenpenner fühlt, weil elterliches Blabla null ankommt bei denen genau in dem Moment.
Nun kommt er dauernd in die Küche und findet die auf der Arbeitsfläche rumliegenden gebrauchten Messer und das Geschirr auf der Spüle über dem Geschirrspüler. Mir ist bis heute nicht klar, weshalb gerade Kinder und Jugendliche den Zusammenhang zwischen dreckigem Geschirr und leerem Geschirrspüler nicht begreifen und immer alles oben drüber stellen.
Nun steht er davor, dass die morgens aufgehängte Wäsche abends rein muss und der Teppich zum zweiten Mal gegen Abend gesaugt werden muss. Er hat das Phänomen, das Mini genau in dem Moment, in dem man über einem kniffeligen Problem sitzt, genau in dem Moment kuscheln, schmusen, Flasche oder Puppe will.

Am liebsten möchte ich der Schicksalgöttin vor den Füssen liegen und immer „Danke!Danke!Danke!“ faseln und bete derweil darum, dass sich diese Erfahrung metertief in sein Gedächtnis brennt, die Erfahrung schon Dienstag morgen müde zu sein, weil der Montag so stressig war wie eine ganze Arbeitswoche mit den schlechtgelaunten Kleinen, weil die bis morgens um drei haben Fernseh gucken müssen…..

Sushi

Heute stand ich in der Küche…..Billigfleisch, weil Sonntag.
Und während ich da so hantierte…dachte ich dran, dass ich die Frage, was denn Zwiebelmus sei noch nicht beantwortet habe und dann dachte ich an die Kochsendungen auf dem Fernsehprogrammen für alte Leute. Kann man echt gut gucken, wenn man krank ist. Also, ich brutzelte da so vor mich hin…..und dachte an die Gewinner….ich kann das nicht. Ich kann da nicht nur nicht teilnehmen, ich kann auch nicht so kochen, geschweige denn dieses halbrohe Zeugs futtern….wenn aus dem Fleisch noch dieses Blut rausläuft, da hab ich Angst, dass Ding  auf meinem Teller fängt an, zu muhen… Mein Fleisch auf dem Teller jedenfalls blutet nicht, Ich mag´s butterweich, tuffelich zart….aber es ist dann eben durch. Also bin ich damit schon raus, aus der Gewinnerliste dieser Sendungen.
Mein Zwiebelmus….tja, das ist eigentlich eher eine Notlösung. Eine gute Sosse kommt keinesfalls aus der Tüte. Aber ihre Grundlagen sind völlig einfach: Zwiebeln eben, Karotten. Und klar gern auch Knofi und Ingwer. Vor noch fünf Jahren habe ich das gehackt. Viel Zwiebeln, vorsicht mim Knofi , und Ingwer ist noch gar nicht lange dabei. Möhren für die Farbe und los.
C. mag keine Zwiebeln, keinen Knofi, keinen Ingewer, sagt er jedenfalls. Aber es ist immer dabei. Ich jage das ganze eben durch den Mixer, dann wird es mussig, ich habe es in meiner Sosse. Tja, und ganz edel wie in den Kochsendungen, schäume ich sie hinterher noch mim Pürrierstab  auf, meine Sosse…….näh, nich um hier Ot de Kusiene zu machen, sondern nur, damit alles das, was der C. nicht isst, was aber , wenn´s fehlt, die Sosse zu ner Wasserbrühe macht, so klein ist, dass man es nicht mehr merkt.

Auch mim Gemüse kann ich mit denen nicht mithalten, mit denen in de Kochsendungen. Wenn ich Rohkost will, dann mach ich welche, aber „mit Biss“ keinesfalls, dass das Gelumpe einmal neben dem heißten Topf stand. Genauso wenig wie deren Buttergemüse….BUTTER -Gemüse. Das heißt nicht so, weil es vor dem Kochen neben der Butter im Kühlschrank stand, Das heißt so, weil es in dicker, fetter Butter schwimmt. Nicht ersäuft, wohlgemerkt.. Und wenn die Super-Köche da irgendwo noch Brühe dran schütten, dann suche ich in deren Küche immer den Pott mit dem Huhn und dem Gemüse drin oder den Beinscheiben. Aber irgendwie ist der immer schon weggeräumt. Langsam gehe ich davon aus, dass die einfach nur Gedöns aussem Glas nehmen. Das Zeuchs, das man Löffelweise einstreuen kann.

Und das erklärt auch, warum ich nur selten außerhalb Kaffee trinke, geschweige denn, was esse…..Wenn ich Fertiggelumpe haben will, dann geh ich inne Curry-Wurst-Bude oder bei Mäkkes. Da stimmt das Priesleistungsverhältnis. Aber bei Ode Kuhsiene….da weiß ich das nicht und Muster mitte Sosse auffen Teller machen, das kann ich allein, das ist mir nicht 193 Euros wert.
Und wenn wir schon dabei sind, weil ich angesprochen worden bin, warum ich nicht den Kaffeeautomaten in der Firma nutze und auch nicht deren Teebeutel oder deren Geschirr oder mit frühstücke oder deren belegte Brötchen aus dem Automaten. Kaffee ist für mich das Zeugs, das keinen Schaum in der Tasse bildet, es sei denn E. hat mit Hand abgewaschen und nicht richtig nachgespült. Kaffee ist für mich das Ding, das Geruch macht morgens  und im Filter quellen darf …..Und Tee….Tee ist dieses schwarze Zeugs aus der Dose, das rotgoldene Farbe entwickelt, wenn man heißes Wasser drauf schüttet und nach Tee riecht und nicht einfach in einem Beutel monatelang in einer Pappschachtel in einem Supermarktregal doof rumsteht, bis sich jemand erbarmt. DAs gilt für alle Teesorten, finde ich.
Is schön, wenn die anderen Brötchen kaufen, um allen eine Freude zu machen. Ich mag aber lieber die selbstgemachten, die sind irgendwie wie ich sie von früher kenne. Und wenn ich angetrockneten Käse essen möchte, dann tue ich das, aber die Scheibe lege ich mir gern selber raus. Dann kann ich die Keime-Zahl nämlich selber bestimmen.

In diesem Sinne,
Frau Safa