sagt Doro immer, wenn wieder was ist. Das ist alles wegen Corona.
Aha. Ich will ja mal nicht unhöflich sein, aaaaber…..Es reicht!
Im Juli stand an, Olaf einzuschläfern. Er hatte gebissen und sich noch einige andere Unarten zugelegt.
Ein Jahr lang habe ich eine Hundetrainerin bezahlt, die zweite übrigens, die mir Tips gab, die einfach nichts brachten. Wenn er ans Fenster lief und die Blumen runter riß und das Fenster bellend vollspuckte, dann sollte ich mich mit dem Rücken zur Straße ans Fenster stellen, dann würde Olaf das alles nicht mehr interessieren.
Das Einzige, was ihn nicht interessierte, war die Tatsache, das ich mit dem Rücken zu Straße stand. Wenn er auf seinem Platz bleiben sollte, dann sollten wir ihn nicht wieder von seinem Platz lassen und uns letztendlich mit einem Stuhl davor setzen. Es kann keiner von uns den ganzen Tag auf einem Stuhl vor dem Platz sitzen.
Leinen gehen war von je her eine Katastrophe. Hundetrainerin Nummer eins erklärte mir, ich müsse ihn nur auslasten z.B. mit einem Ball. Der Ball interessierte Olaf draußen genauso viel wie Fleischwurst, nämlich gar nicht. Und dann sollte ich ihn loben, wenn er nur in meine Nähe kam, was jetzt nicht so hilfreich war, wenn man draußen ohne Leine unterwegs war und er zurück an dieselbe musste. Ihr kennt das. Der Hund hat Freilauf und dann kommt Oskar und dann muss der eigene doch besser an die Leine. Da ist es durchaus nicht ausreichend, wenn der Hund wohlwollend auf drei Meter Abstand in die Nähe kommt.
Also hingen wir an der Leine, versuchten diverse Halsbänder, auf Empfehlung auch ein Geschirr und, nachdem der Hund an der Rollleine, damit er auch an der Leine eine größere Bewegungsfreiheit hat, mich ins Krankenhaus gebracht hatte, kam Hundetrainerin Nummer 2, die erklärte, wir sollten immer an den Mauern, die die Grundstücke und unsere Einfahrt hier begrenzen, vor dem Hund an der Mauer entlang gehen und wann immer er sich vorbei drängen wolle, sollten wir ihm auf die Pfoten treten.
Okay, auch das und dafür 200 Euro jeden Monat. Und gebracht hat es nix.
Also dann auch ohne sie, keinen Urlaub mit dem Hund, keinen Waldspaziergang mit Hund und Kindern, Er begann, die Kinder zu zwicken, versuchte, deren Streitereien zu schlichten und ging dazwischen, als sich zwei von den Großen zu prügeln versuchten.
Er klaute das Essen vom Tisch.Ja, ich war auch in einer Welpengruppe von einem kleinen Hundesportverein, aber die sahen den Olaf da nicht gern, was ich bis heute nicht verstehe, denn er war echt lieb , und dann in der vom Diensthundesportverein und da kamen Leute, die hatten sowas ähnliches wie Olaf und wir flogen nach Weihnachten raus, weil da ganz viele kleine neue Welpen kamen und Olaf schon recht groß war. Danach kam die Gruppe der Dressurhunde dieses Hundesportvereins und weil alles nicht funktionierte, bot mir jemand, der mir eine Einzelstunde verpasste an, mir am nächsten Samstag auf dem Parkplatz zu zeigen, wie man Olaf weh tut, damit er hört. Ich bin da nicht mehr hingefahren.
Ich habe eine Maulschlaufe, auch Halti oder Hölti genannt, gekauft und Olaf zerkratzte sich während des Spazierganges das Gesicht. Ich habe ein teures Geschirr gekauft, aber der Zug war noch schlimmer.
An einem Camping Wochenende biß er beim Zeltaufbau einfach die Leine durch, also mussten wir eine neue kaufen und man verkaufte mir so ein Ganz-Körper-Gerät, das denn Hund zusammen zog, wenn er selbst zog. Es lief unter den Hinterbeinen durch und schrammte die Haut auf.
Wir waren mit ihm an Hundestrand in diesem Urlaub . Und weil niemand da war, durfte er frei laufen. Er markierte an drei Ecken und weil er klein war, lief er auch noch ohne Leine, als die Frau mit Kind kam. Das Kind wollte zu meinen ans Wasser, betrat das von Olaf markierte Dreieck und er rannte es um. Das Kind weinte, die Frau lachte und ich leinte den Hund an und setzte mich mit ihm an den Strand.
Er zerkratzte die Türen, haute über das Dach von der Garage ab, weil er über das Spitzdach auf die höhergelegene Einfahrt des Nachbarn davon dampfen konnte, jagte die Katzen durch das Haus und ließ uns die Einkäufe nicht einfach reintragen, sondern brachte so manchen mal eben zu Fall, weil er sich „so freute“.
Ich habe mich letztendlich so über den Hund geärgert, dass ich ihm ein Halsband mit Straßsteinchen genäht habe. Die rosane Farbe ist eher für die Nachbarn.
So. Nun kam also der Tag, an dem er C. in den Arm gebissen hatte. Tierarzt. Frau Tierarzt hielt drei Meter Abstand, traute sich nicht mehr, sich zu bewegen und verwies mich an die Koryphäe des Hundetrainings in unserer Region. Er hörte sich alles an, hatte schon genug gesehen, als wir versuchten den Hund aus dem Auto zu holen und nicht umzufallen, und erklärte, wir sollten ein Blutbild inkl. der Hormone machen und der Hund sollte das Futter vorgestellt bekommen und wenn er den Kopf hebe, dann sollte ich ihm das wegnehmen.
Also fuhren Mal und ich zum Tierarzt, um das Blutbild machen zu lassen und wir waren zu viert ohne die Tierärztin, Mal und ich mussten den Kopf samt der Maulschlaufe halten und zwei andere hielten den Körper. Seit dem verweigert der Tierarzt die Behandlung meines Hundes. Er hat da niemanden gebissen und war wieder ruhig, als alle ihn losgelassen haben und die Maulschlaufe ab war.
Das Blutbild war in Ordnung und man bot mir an, wenn die Koryphäe nicht helfen könne, ihn einzuschläfern. Die Tierärztin hatte mir gesagt, das es einen geringen Prozentsatz unter den Hunden gibt, die irgendwie ein bisschen entwicklungsresistent sind. Denen kannste nicht richtig viel beibringen, die haben irgendwie ihr eigenes Ding.
Also versuchten wir es mit dem Futter. Wir sollten uns nach einer Woche wieder melden. In der Woche hat mein Hund nur einmal die Portion, die die Koryphäe auf einen kleinen Plastikbecher voll Futter herunter gesetzt hatte, gefressen. Es interessierte den Hund nicht, obwohl ich peinlich genau darauf achtete, dass er weder an Brot von den Kindern, den Müll, Katzenfutter oder irgendwas anderes kam, er wurde dünn. Man konnte zugucken.
Ich schrieb das der Koryphäe und bekam zur Antwort, dass er uns nur helfen könne, wenn alle aus der Familie genau das machten, was er sage, worauf hin ich ihm antworten musste, dass meine Mutter und auch meine Tochter geantwortet hatten, sie würden sich daran nicht gebunden fühlen.
Die Antwort war ernüchternd, er könne uns nicht helfen. Tierheim war keine Alternative, weil er aufgrund seines Verhaltens und seines Alters dort eher recht geringen Vermittlungschancen hatte. Okay, neuer Euthanasie-Termin und einen Tag vorher der Anruf und die Telefonnummer von Küsten-Köter in Bad Segeberg. Und da sind wir mal echt aufgehoben, weil die Tipps tatsächlich funktionieren. Wir waren dank Corona erst zweimal da. Und der erste Tipp war, den Hund zu verwirren, damit er auf hören würde, alles zu kontrollieren. Und ich fing an, den Hund wegzusperren und nicht mehr die Kinder. Und habe ihm den Prototyp ausbruchsicheres Halsband gebaut. Er trägt zwei, weil er der Meister der Entfesselung ist.
Ich kaufte eine Wurfkette, die eine Zeit lang durch ihr Geklapper half, aber nur, wenn mein diskussionsfreudiger Hund das zu ließ. Aber eben nicht dauerhaft. Wahrscheinlich denkt mein Hund, ich quietsche oder bin kaputt, wenn ich Geräusche mache, denn mit “ Nein“ und „ähäh“ ist genau dasselbe auch schon passiert. Aber das hatte der Mann von Küstenköter ja schon gesagt. Es geht nur wortlos mit Bewegung und Buffe hier und da. Der Mann von Küsten-Köter hatte mir gesagt, ich solle dem Hund, der mich auf Schritt und Tritt verfolgte, Dinge hinterher werfen, eine Plastik-Flasche zum Beispiel, weil ich von ihm sogar beim Duschen oder auf der Toilette beobachtet wurde und er, wenn ich ihn aussperrte, die Tür zerkratzte. Ich habe alles mögliche geworfen, nicht nur die Kette, die klirrend gegen die Wand krachte. Zwiebeln, wenn ich in den Keller ging und er die Treppe runter starrte und mir den Weg versperrte, wenn ich den Wäschekorb hoch hievte, Plastikbecher und einmal, weil ich nichts anderes hatte, den Wischmopp-Halter, der am Türrahmen hängen blieb und mir Ärger mit C. einhandelte, weil der den gerade frisch gestrichen hatte.
Nun hatte ich von Küstenköter die Aufgabe, 500 Meter solle der Hund an durchängender kurzer Leine bei mir gehen. Das klappte relativ gut, am ersten Tag, am zweiten und dritten, schon nicht mehr, am vierten gab es einen Hoffnungsschimmer am Horizont…..Seit zwei Monaten bin ich dabei und es läuft relativ gut, es sei denn, es kommt ein Hund , oder ein Motorrad, oder ein Jogger, oder ein Fahrrad oder oder….Aber der Weg bis zur Übungsrunde allein war der Horror wie in den ganzen Jahren davor.
Der Mann von Küsten-Köter hatte gehofft, mein Hunde werde das auf die lange Leine Übertragen. Aber Olaf tut es einfach nicht.
Also habe ich angefangen, es selbst auf die lange Leine zu übertragen. Am ersten Tag half ein Geräusch, das er nun nach zwei Wochen geflissentlich ignoriert, also wende ich, er muss sich setzen und ich warte, bis er mich nicht nur ein bisschen anschaut sondern richtig und dann geht es weiter und kurz bevor die Leine wieder richtig Zug aufnimmt, kommt die Wende. Und wenn das nicht klappt, dann buffe ich ihn mit der Hand in die Seite.
Was habe ich erreicht? Ich habe es geschafft, dass er schlafen kann. Er muss nicht mehr aufspringen, wenn sich die Kinder im Haus streiten. Er hebt zwar noch manchmal schmatzend den Kopf, aber er bleibt liegen. Wenn Besuch kommt, bringe ich ihn in den Wintergarten. Dort hat er einen zweiten Platz an der Heizung und er kann sich während des Besuches einfach ablegen. Nicht immer. Manchmal sitzt er völlig aufrecht auf dem Teppich im Verbindungsgang zum Wintergarten, aber er kratzt nicht mehr und hechelt nicht mehr völlig aufgeregt, so dass der Boden vom Sabber klatsche nass ist und die Räume stinken. Er rennt nicht mehr aus dem Haus, wenn die Tür einen Spalt auf ist und kann in den Garten, weil er nur noch mit mir hoch geht, nicht mehr wie ein Wilder alles kaputt rennt und auch nicht mehr über die Garage abhaut. Er schnappt auch nicht mehr nach den Füßen der Kinder, wenn diese schaukeln.Ich brauche mittlerweile keine Leine mehr, wenn ich ihn in den Wintergarten schicke, was ich auch dann mache, wenn ich das Haus verlasse. Und wenn es doch mal nicht ganz so klappt, also wieder rückwärts geht, dann mache ich einfach die Reste vom Vorführstrick an seine Leine und er bleibt liegen, wie wenn er angebunden wäre.
Aber : er kann schlafen. Durchaus auch schon mal so tief, dass ich dachte, er ist tot. Ja, vom Tierarzt hatten wir auch CBD -Tropfen, die aber so hoch dosiert sein müssen, damit sie wirken, dass er Durchfälle bekommt.
Ich kann auch schon am anderen Ende der Wiese an seinem Erzfeind vorbei gehen. Noch nicht leger, aber auch ohne den Leinentanz.
Hier gibt es noch mehr eigene Hunde in der Straße. Und wir haben stillschweigende Vereinbarungen. Der Tierschutzhund von Haus am Ende der Straße verschwindet immer mit seinem Frauchen hinter den Autos und ich sehe zu, zügig vorbei zu kommen. Der Hund wie Olaf in weiß setzt sich ab und ich sehe zu, zügig an ihm vorbei zu kommen. So lange sich alle nicht sehen, ist es in Ordnung. Morgens um halb sieben geht der Hund unten von der Straße hoch ins Waldgebiet und ich gehe runter auf die Wiese am Friedhof vorbei. Und die dicke Frau mit ihren zwei Hund lässt den Tierschutzhund nicht mehr ohne Leine, weil er den Hund von unten an der Straße schon gebissen hat und meinem Hund den halben Feldweg hoch nachgesetzt hat.
Wir haben Regeln. Keiner will Stress. Und mit Corona sind ganz viele neue Hunde rings um die Häuser eingezogen und viele haben sich einen Zweithund zugelegt und haben jetzt ein kläffendes Rudel.
Es hat drei Jahre gedauert, bis der Hund nicht nur nach Hause gezogen hat. Es hat fünf Jahre gedauert, bis der Hund auch mal mit wem anders rausgegangen ist als mit mir. Ich weiß nicht, ob man sich das vorstellen kann, aber wenn C. oder D. mit ihm raus wollten, setzte er sich einfach hin und guckte nach mir. War nicht einfach für mich mit Krücken.
Als ich im letzten Jahr im Krankenhaus war, hörte er auf zu fressen.
Warum schreibe ich das? Weil mich gestern eine Frau mit einem wandelnden Flokati angemacht hat, als ich Olaf an der Leine voran bringen wollte, nachdem wir uns hinter einem Auto versteckt haben. Leider ist er nicht so wie der Tierschutzhund und ignoriert alles hinter dem Auto, er reagiert da schon. Aber sie ging mit ihrem Flokati, dem es offensichtlich reichte, einmal am Wald runter zu gehen und dann wieder hoch, nicht weiter und als ich meinen Hund maßregelte, schrie sie „Hey!“ und meinte mich damit maßregeln zu müssen.
Leider konnte ich nicht stehen bleiben, um das mit ihr auszudiskutieren. Ich habe hier 40 Kilo Hund, der schon als Welpe eine brennende Kippe ausgetreten hat und es nicht gemerkt hat, der einen hohen Schutztrieb hat und alle neuen Hund im Viertel, und es sind dank Corona echt viele geworden, versucht, aus dem Fenster heraus bellend zu vertreiben. Und es ist richtig toll, wenn ich über die Wiese gehe und jemand schmeißt seinem schwarzen Schäferhundähnlichem immer wieder einen Ball zu und sieht uns und schmeißt den Ball dann in unsere Richtung. Olaf ist kein Toy-Pudel und der Labrador-Schäferhund-Mix, den ich gekauft habe, sicherlich auch nicht. Was auch immer er für eine Mischung ist, er hat es verdient, dass ich dafür sorge, dass er keinen Ärger bekommt. Und ich muss mal ehrlich sagen, manchmal würde ich gerne sagen: „Schätzelein, kommt, Mutti macht mal die Leine los und du darfst das klar sprechen.“ , vor allem bei Leuten, die ihren Scheiß-Ball in unsere Richtung schmeißen oder aber ihren Hund an der Schleppleine einfach auf uns zuspringen lassen.

Ich habe im Übrigen auch das Geschirr gekauft, das man vor an das Halsband macht. Und einen Maulkorb, den findet er schon toll, es sei denn, wir gehen raus, dann versucht er sich das Ding von der Nase zu kratzen und zwar so, dass er sich selbst weh tut.
Die Tipps von Küstenköter funktionieren. Ich nerve den Hund, wenn er sein Programm laufen lässt und wenn nerven nicht reicht, dann buffe ich ihn halt. Und ich weiß heute nicht, wo morgen das Training wieder beginnt, aber ich habe ihn geholt und es ist meine Verantwortung. Und wenn andere Leute Hunde haben, die so leger sind, dass sie sich für nichts interessieren, dann ist das wirklich, wirklich toll. Aber ich habe so einen nun mal nicht und nach dem Gespräch mit der Frau vom Ende der Straße weiß ich nun, dass auch bei ihrem Hund nicht all die tollen neuen Regeln funktionieren und wir lernen müssen, die Sprache zu sprechen, die unser Hund wirklich versteht.