Frohe Ostern

wünsche ich gehabt zu haben. Wirklich und ehrlich, weil es irgendwie rund rum nicht wirklich froh ist, finde ich.

Alles ging schief. Wirklich alles. Der Nachtischkuchen kam nicht aus der Form, dass Eis nicht aus dem Topf, die Kartoffeln waren falsch geschnitten, manche matschig, manche hart, das Gemüse durch gegart, so dass man ein Baby einfach damit hätte füttern können und Omma wieder mit alten Geschichten und der Dauerschleife, dem Lebensmantra, sie achte jeden Beruf, sie habe vor allem Respekt. Freud lässt grüßen.

Und abends ging auch noch ein Kissen mit kleinen Stüropor-Kügelchen auf, füllte fröhlich den Abfluß, die Wäsche und, in meiner Verzweiflung, auch den Staubsauger, der eigentlich für nass und trocken sein sollte und dann lief das Wasser aus dem Motor. Und mein Sohn hat eine hundert Jahre alte Porzellanschale zerstört.

Nicht mein Wochenende.

Ich hoffe, Euer Wochenende war besser. Bleibt gesund.

Zieh Dich warm an!

Schon immer haben wir geguckt, nicht so viel zu verbrauchen. Nicht so viel Benzin, nicht so viel Gas, nicht so viel Wasser. Nur die Zeit ist unendlich.

Immer noch Corona-frei trotz Corona-Kontakten, fing das Gefühl und die daraus folgende Konsequenz schon vor zwei Jahren an, auf altes Wissen zurück zu greifen.

Irgendwann sagte ich zu Herrn R., früher C., dass ich doch recht froh über die Zeit im Hartz4 bin, weil ich so sehr viel gelernt habe, aus nix was zu machen.

„Wir haben noch Einsparpotential. Aber wie machen das jetzt Leute mit Hartz4 ?“ wollte er wissen. Auch ich hatte keine Antwort.

Und dann kam der Krieg. So schnell, so plötzlich. Erst sah ich den Wladimir noch wütend im Fernsehen, wie einen Vater, der stinksauer ist, der seinen Kindern das Tablet weg nimmt, und am nächsten Morgen…war er schon da. Damit hätte ich nicht gerechnet. Ich habe es im Radio gehört auf dem Weg zur Umschulung und dachte nur: „So ein Arsch! Morgens um vier! Arschloch!“

Das es nicht besser wird mit der Zukunft, das war klar, aber so schnell?

In der Umschulung diskutierten wir heiß. Ich müsse das verstehen, die Ukrainer haben über Putin gelacht.

„Und wenn mein Nachbar über mich lacht, dann darf ich sein Haus anzünden und seine Kinder umbringen? Ich dachte, man ist kultiviert. Und ich dachte, der Putin ist ein großer Mann.“ Aber was ich schon denke….

Und dann habe ich Helga, die aus Russland kommt, gefragt, was denn das „Z“ bedeutet. Und sie sagte mir, sie wisse das nicht, den Buchstaben gäbe es so nicht im Russischen. ZZ vielleicht, weil manche Russland so schreiben.

Aha. Oder war es doch nur einer, der mal eben mit Klebeband rum ist, damit man sich nicht verwechselt und kein Kreuz genommen hat, damit es nicht zum Bulls Eye wird?

Und dann aus dem Hintergrund Silvia, Telegramm ist ihre Informationsquelle und sie erzählt uns, dass Biden gar nicht mehr Biden ist, weil man muss alte Bilder mal sehen, da sah der ganz anders aus.

„Boah, Silvi, ich denke, der ist geliftet und sie haben ihm am Hinterkopf mal eben die gesamte Gesichtshaut zusammen gezogen. Der ist schon 70 plus, da hat man normal Riefen im Gesicht….“

Aber Silvi ist sich sicher und sie kennt auch den Schuldigen an dem Krieg: Klar, die Amerikaner.

Jo. Schulhof ganz groß oder was? Weil der Rene sagt, die Cheyenne habe gesagt, das der Gregor über den Willi gesagt hat, deshalb zerlegt der Willie dem Gregor seine Wohnung und Familie? Ernsthaft? Wir haben 2022.

Und ich habe mich gefragt, nachdem ich keine Antwort auf die Ursache dieses Krieges finden konnte, weil, wenn da alles Faschisten sind, dann mach doch lieber nen Zaun drum und bewach‘ Dein eigenes Land, also als ich keine schlüssige Antwort auf das fand, was da passiert, da habe ich mich gefragt, ob sich der Putin mal gefragt hat, was seine Mutter wohl dazu sagt.

Und ich dachte: das schreib ich dem mal. Aber alle so: Neee, das macht überhaupt keinen Sinn. Und ich fragte mich immer wieder, bis ich feststellte, das ich selber Mutter bin und mich fragte, was würde ich denken, wenn einer meiner Söhne….Erst bin ich stolz wie bolle, weil der sich von ganz klein da hochgearbeitet hat und dann so was? Ich denke, ich würde ihm meinen Krückstock auf seinem Rücken kaputt hauen und mich von ihm los sagen. Der bräuchte nicht wieder kommen.

Und dann bin ich bei Omma. Ob ich die Hand von der Frau gesehen hätte, da aus dem Ort , die mit dem Fahrrad, die einfach erschossen worden war.

Japp . Rote Fingernägel und blaue Jacke.

Ob das nicht schlimm wäre.

Klar, isses. „Aber das ist Krieg, Mama. Denk mal an Opa Alfred, der war auch hinterher noch anders. Krieg ist scheiße!“

Omma denkt. Sie hat sehr gelitten in ihrer Kindheit.

„Du meinst, der Krieg macht die im Kopf kaputt?“

„Das würde ich jetzt so pauschal nicht sagen, aber es macht was mit den Menschen, es verändert die, wenn sie gehen und morden müssen. Das war doch bisher in jedem Krieg so. Die Deutschen , in Vietnam, in Syrien, in Bosnien, überall. Irgendwas passiert im Kopf der Menschen, wenn sie morden gehen müssen.“

Omma denkt an ihre Kindheit und erzählt von der nächsten Woche.

So. Ich muss mich bewegen. Es ist kalt. Ich heize längst nicht mehr alles, nur noch drei Zimmer, okay, heute vier. Aber ich konnte Selma nicht sagen, dass sie nicht die Heizung anmachen soll, weil das Gas vom Putin kommt. Ich habe ihr nur gesagt: „Mach brav weiter die Tür zu.“

Und ich bete das erste Mal seit Jahren jeden Tag. Für Mariupol. Jeden Tag gucke ich und freue mich, dass sie es noch nicht geschafft haben, es völlig einzunehmen. Diese Menschen sind für mich wahre Helden.