Auf eine Tasse Kaffee

Wenn man länger nicht hier war, dann ist der Anfang schwer.

Letzte Woche war ich noch absolut erleichtert, als Flinten-Ursel erklärte, Deutsche Soldaten werden nicht nach Syrien geschickt, es gäbe weiterhin nur Aufklärungsflüge durch die Luftwaffe.  Allerdings finde ich es doch sehr gewagt, anderen Leuten solche teuren Flugzeuge zu überlassen…

Das Gefühl der Erleichterung wurde von Trauer und Schmerzen abgelöst.

Schmerzen durch eine Reihe von Unfällen. Als ich Freitag letzter Woche Kissen ins Regal legen wollte auf Arbeit, rief mich meine Kollegin und ich rief zurück und schob die Kissen ganz schnell-Bäm! Mit dem Gesicht am Regal gebremst. Nase bissie kaputt.

Sonntag morgen wollte ich  zwischen einem Verkehrsschild und einem Stein am Media-Markt durch, um eine Zeitung in den Briefkasten von denen zu Stecken, und Bämm!  Ich sah das Schild immerhin noch so knapp kommen, das es auch dieses Brrr-Geräusch machte, als ich mit der linke Gesichtshälfte dagegen krachte. Mein erster Gedanke: „Hoffentlich hat das jetzt keiner gesehen!“  Brille verbogen, bischen matschig im Kopp, weiter geht`s. Montag habe ich mir ein Fenster und Kopf…und beim Putzen eines anderen verhinderte die Brille Stock im Auge von einem geschnittenen Busch…also Optiker. Neue Brille – es ist erblindet.

Freitag: Freitag erklärte die Mutter, die Mädels könnten im nächsten Jahr noch nicht zurück, weil sie ihre Ausbildung erst im nächsten Jahr beginnen werde und das sei ihr mit den Kindern zu stressig. Das schlug bis in die Fußsohlen durch. Es ist, wie wenn sie sich einfach raus stiehlt, ein neues Leben, ein neuer Mann und vielleicht auch neue Kinder….

Und heute nun kam wieder eine Einladung meiner ehmaligen Arbeitskollegin, die mit dem anderen Opa der Mädels befreundet ist. Ich brauche keine Stille-Post.   Es warf bei mir die Frage auf, wie oft man Menschen  denn absagen muss, bis sie verstehen….

 

Kaffe ist alle, ich muss ins Bett. Ich muss morgen arbeiten.

Die „Kinnergeldkasse“ und ich

Als Pflege-Eltern hat man den Anspruch auf Kindergeld für die in Pflege genommenen Kinder. Das Jugendamt rechnet diese Leistung auch teilweise an.

Soweit so gut. Ich also Ende Dezember den Antrag gestellt. 15 Anlagen beigefügt. Die Bescheinigung, das wir offiziell Pflege-Eltern von Patty und Selma sind, die Meldebescheinigung, den Bescheid, dass wir Pflege-Eltern sind…..

Ende Januar kam dann Post. Ich sollte ein anderes Formblatt, das nicht im Internet auf der Seite der Familienkasse zu finden ist, ausfüllen und innerhalb von fünf Tagen zurückschicken, sonst: Nix gibts.

Gemacht.

Dann kam der Bescheid. Das Kindergeld wurde uns am Februar 2017 zugesprochen. Habe ich nicht verstanden, denn  immerhin habe ich den Antrag im Dezember gestellt und  Monat der Antragsstellung gilt.

Ich also in den Widerspruch, gegen den entschieden worden ist, weil ja bis Februar noch gar nicht entschieden worden war, wie mir dann endlich eine kompetente Mitarbeiterin mitteilte, dich ich anrief, als ich einen neuen Brief der Kindergeldkasse erhielt, in dem ich aufgefordert , die Vaterschaft der Kinder zu belegen und ob es sich dabei um meine Enkel handele.

Da ich sowohl bei Antragsstellung wie auch beim Widerspruch belegt habe, dass wir Pflege-Eltern sind und sich die Kinder bei uns in Dauerpflege befinden, verzichtete ich nun  darauf ,noch einmal die 15 Anlagen mitzuschicken, und teilte der Kindergeldkasse wieder(!) mit, das Kindergeldanspruch durch Dauerpflegeverhältnis begründet ist  und man sich, so man Unterlagen wie Urkunden zur Vaterschaft wünschen, doch bitte an das hiesige Jugendamt wenden mögen, da ich weder als Pflege-Eltern noch als Großeltern solche Unterlagen besitze,  aber, um die Frage, ob Selma und Patty meine Enkel seien, zu beantworten, mitteilte, das ich davon ausgehe, daß es sich bei den Mädchen um  meine Enkelkinder handele,  weil mein Sohn sagt, es seien die von ihm gezeugten Kinder.

Bisher habe ich noch keine Post mit Frist und Formblatt bekommen. Ich denke mal, sie denken noch über diesen Text nach.

Ein Geschenk

20170321_210331Da komme ich Montag zur Arbeit und das kleine Ei mit den Schneeglöckchen hat eine Kurdame für mich an der Rezeption abgegeben.

Hier noch mal von der anderen Seite:

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Jetzt steht das Ei mit den Schneeglöckchen wieder draußen im Balkonkasten mit den Primeln und hat sich wieder aufgerichtet.

Das war schon was. Die neue Cleanschlampe erlebt gerade ihre zweite Kur nach Kurwechsel und bekommt sowas an der Rezeption abgegeben.

Nicht einfach sowas, wirklich nicht.

Ich bin Hauswirtschaft.  Da macht man nix Großes außer sauber, sauber, sauber. Betten beziehen, Fenster putzen und Hauswäsche waschen und zwar so, dass der Berg am Ende des Arbeitstages durch den Trockner gelaufen ist und wieder in den Schränken liegt. Ja, und man kümmert sich drum, wenn Kaffee in der Teeküche fehlt, oder Milch oder aber jemand vergessen hat, Wasser bei der Wasserkistenausgabe zu holen.  Okay, eigentlich nicht, aber ich finde schon.

„Ich wußte gar nicht,dass Du so gut aussiehst“

Das Leben haut Dir lange Meter Ohrfeigen, wenn Du irgendwo überheblich bist, irgendwas verurteilst, beurteilst, wie auch immer….

Mini konnte in den letzten Monaten so schlecht gucken. Mal knallte sie sich eine Schranktür auf das Jochbein, mal rannte sie mit dem linken Auge direkt in die Badezimmertürklinke, als diese Tür aufstand und so kam das Kind zum Augenarzt.

Tja. Und jetzt kamen zu einer absoluten Sehschwäche noch eine Hornhautverkrümmung. Ein Kind, das penibel ausmalt, 200 und mehr Teile puzzelt, .. Kein Kindergarten, keine Eltern, keine Tagesmutter haben es entdeckt und das passiert, als sie ihren Vater richtig sieht:

„Ich wußte gar nicht, dass Du so gut aussiehst, Hellmuth.“ sagte Mini zu ihrem Tagesvater, als er sie am ersten Brillen-Kindergarten-Tag abholte.

 

Schulbrote Teil 2

C. kann es nicht lassen. Gestern kommt er in die Küche, als ich gerade Mortadelle mit ohne Zusatzstoffe auf Brote  batsche, mit Butter,  ohne Butter, die getoasteten  kühlen noch auf der einen Brotdose aus…und sie dann in Frischhaltefolie verpackt in die Brotdosen batsche.

„Warum machst du das?“ will er wissen.

„Warum fragst du mich das schon wieder?“ Ich bin sowas leid.

„Na, du machst das nicht gern. Es erfüllt Dich nicht.“

Mal ehrlich, geneigter Leser, wie soll einen sowas erfüllen? Ein Kilo Gemüse pro Abend putzen und klein schneiden. Seh ich aus, wie wenn ich einen Haushaltsfetisch hätte? Ooooh, rohes Gemüse….jaaaaaa. Ich schütte auch keine Glückshormone beim Butter aufs Brot streichen aus, will einfach nix werden.

„Ja und?“ Ich suche nach irgendeiner Erklärung, mit der er endlich Ruhe gibt und aus meiner Küche verschwindet.

„Wir sind Pflege-Eltern“, sage ich.

„Und was hat das damit zu tun?“

„Wir stehen unter Beobachtung…“

„Und das macht dir Angst? Gerade dir??“

„Nee. Ach menno…“ Die Dosen sind im Kühlschrank verstaut.

Ich gehe ins Esszimmer und muss den Tisch auf normal mit Decke und Blumen noch eindecken.

„Hör doch auf, C., die Kinder freuen sich dran.“ Es nervt.

„Ja, tun sie.“ C. kann nur zustimmen.

„Und wenn Groß E. ihre Freude hat, weil ihre Freundinnen was aus der blöden Dose haben wollen jeden Tag, dann ist das doch gut….“ Sie hat so eine eigene offene Art, wenn sie sagt: „Kann heute mal wer bei mir schlafen, ich muss mal angeben!“ (Der Satz kam, als sie das neue Bett bekommen hat.).

„Und klein E. freut sich immer so an den Brotdosen-Inhalten. Die mag das.“

Er guckt, ich gucke.

„Mal ehrlich, wem macht das Spaß, jeden 45 Minuten mit Brot und Butter zu verbringen…“

„Du brauchst gar nicht 45 Minuten!“ C. triumphiert. Aber nur so lange, bis ich den Kühlschrank aufmache, auf die neun Gemüsedosen deute und sage:

„Das Gemüse ist doch schon vorgeschnitten und steht hier!“

„Wann hast du das denn gemacht?“

„Bevor Du in die Küche gekommen bist.“

„Gesund muss es also auch noch sein.“

Klar, wenn schonn, denn schonn….

 

Über Arno von Rosen

Originally posted on meinesichtderwelt: Dieser Fall liegt mir persönlich am Herzen, ich möchte die Typisierung immer und immer wieder empfehlen, denn: jeder von uns könnte selbst betroffen sein, krank oder als Angehöriger … Da mir heute viele Worte fehlen teile ich die offizielle Pressemitteilung der DKMS: “Tobias sucht seinen Lebensretter – Stammzellspender dringend gesucht Tübingen/ Rudelzhausen,…

über Bitte gerne teilen: Tobias sucht seinen Lebensretter — Arno von Rosen

Selbstredend

Sieben Kinder leben hier im Alter von 2 bis 17 Jahren.

Weihnachten wünschte mir ein wertgeschätzter ehemaliger Arbeitskollege frohe Weihnachten und wir schrieben ein bischen hin und her und die Arbeit musst hier weiter gehen, der Junge warf mein Handy  runter – zack kaputt. Und was fand ich als neue What’s-app-Nachricht auf dem neuen Telefon ein paar Tage später? Ein freundliches „Dann eben nicht.“ in Form von „Na, dann feier noch schön.“

Ich habe mich nicht erklärt, ich bin zu alt dafür.

Gestern schrieb mir eine liebe ehemalige Kollegin, die Mädels und sie würden sich zwischen halb drei und drei in einem kleinen Laden auf einen Kaffee treffen. Das war eineinhalb Stunden vor dem Treffen.

Ich hab viel Spaß gewünscht. Und bekam eine Emoji-verzierte Bitte, es doch dringend zu versuchen, zu kommen.

Also habe ich das erste Mal Ommas Ausreden-Kiste benutzt: Ich bekomme noch Besuch.

Ich brauche sowas nicht. Und ich erkläre mich nicht. Wenn Menschen dieses Stück in meinem Leben nicht mit mir gehen, dann lassen sie es eben.Mit zwei Kleinkindern ist man nicht mehr flexibel. Und schon gar nicht sonntags.