Frau Kaufmann und die Arbeitsplatzsuche

Hier war jetzt nicht viel los. Ich habe eine Umschulung gemacht. Und trotz 2 mal Corona, einem Nierenstein und einem Schleudertrauma bin ich dort mit einem Gut raus.

Ich habe gepaukt. Weil ich ja was mitbringen will, dem neuen Arbeitgeber. Ich kann nicht nur mit 10 Fingern tippseln und das blind und schnell, sondern Word, Excel, Powerpoint, Outlook und wie sie alle heißen – kann ich. Und was ich nicht kann, dass erarbeite ich mir ganz schnell. Ich habe Lexware privat gemacht und einen neuen SAP-Schein und mache jetzt noch DATev. Ich habe die Abrechnungen gepaukt….Ich weiß, was ne GOÄ ist..und EBM und wie sie alle heißen….aber ich habe mir trotz des Krüppelbeins keinen Schwerbehindertengrad geben lassen. Weil: Der Rest von mir funktioniert ja noch.

Es funktioniert doch einfach noch. Und nur, weil ich keine Zentner mehr schleppen kann, bin ich doch nicht schwerbehindert. Ich kann Auto fahren und habe eins, das mit Gas fährt. Das ist wesentlich besser als mit Strom, weil zuverlässiger für ganz lange Strecken.

Im letzten November war ich beim Arbeitsamt. Ein Herr B. saß mir gegenüber und wollte meine Arbeitslosmeldung nicht entgegen nehmen. Das war 3 Monate vor Ende meiner Umschulung. Und dann sagte er: „Wenn Sie die Prüfung bestehen, kommen Sie mit dem Zeugnis und holen sich 1500 Euro und danach beantragen Sie Hartz 4.“ Ich habe ihm geantwortet, dass ich mich vorher aufhänge.

Ich habe eine Beschwerde geschrieben und zack rief mich meine Sachbearbeiterin an. Frau B. . Und machte mit mir einen Termin. Ja, wenn ich bestanden habe ( das Ergebnis der schriftlichen war noch nicht da), dann würde sie gucken, ob ich zu so einer speziellen Vermittlergruppe komme. Und das sie für so was ( also mich) gar keine Zeit habe. Sie habe zu viel zu tun.

Anmerkung: Die kenne ich schon von vor 7 Jahren. Von denen habe ich nie was gehört, von denen aus der speziellen Vermittlergruppe. Ist wahrscheinlich ein Aktenhaufen in irgendeiner Rumpelkammer.

Jedenfalls war ich nun nach meiner bestandenen Prüfung mit dem Schein wieder da. Und Frau. B. ließ mir ausrichten, dass sie mir demnächst einen Termin schicke. Was auch immer dieses demnächst ist. Vor Ablauf der 3 Monate oder danach?

Dann hatte ich ein Vorstellungsgespräch. Völlig egal, was ich kann. Noten egal. Völlig egal. Nur wichtig, ob ich ins Team passe. Ähm, ja….ähm….wir reden hier von Abrechnungen und Gesundheitswesen….Aber ob ich lernbereit sei….Ähm, ich hab grad gestern meine mündliche Prüfung bestanden und überlege jetzt, welchen Sprachkurs ich mache – russisch oder arabisch….also ich würde mal sagen: Lernbereit? Auf gar KEINEN Fall.

Ich bin Fachkraft. Ich bin ausgebildet, im Gesundheitssystem und im Büro zu arbeiten. Und ich will mein Wissen auch anwenden und dazu lernen. Aber : Ich bin 57 Jahre alt. Und ich komme dann in ein Vorstellungsgespräch, wenn ich in einer dieser Internet-Kurzbewerbungen mein Alter weglasse. Lasst euch das auf der Zunge zergehen.

Und ich möchte hier noch anmerken: Kein Arbeitgeber, bei dem ich war, hat mich gern gehen lassen. Einer hat sich sogar geweigert, meine Kündigung entgegen zu nehmen. Kundenorientiert kann ich. Selbst dann, wenn der richtig sauer ist. Kundenorientierung ist so einfach, eigentlich so klein. Einfach nur freundlich und engagiert, das Problem zu lösen. Und eben zuverlässig. Wenn man sagt, man ruft zurück, dann tut man das auch.

Vielleicht bewerbe ich mich mal als divers. Brauch ich zwar ein eigenes Klo, aber was soll’s. Divers haben sie auch gern.

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