Florentina

Sie heißt wirklich so, sagt sie und ist zehn.
Am zweiten Tag , an dem meine Mädels die neue Grundschule besuchten, da brachten sie sie mit. Ich holte die Ladies ab und sie fragten mich, ob ich sie und sie nannten sie auch nur sie, mitnehmen könnte.
Klar, im Auto war genug Platz, aber als ich das Mädelchen fragte, ob ihr Mama sich keine Sorgen machen würde, weil ich ja noch quer durch die Stadt musste, die Mini-Snitte holen, meinte sie nur, ihr Mutter sei da nicht so. Ich habe gelernt, das das heißt: Sie ist gar nicht da. Das war sie nämlich an dem Tag nicht.
Die drei Damen stiegen ein und ein eigenartiger Geruch erfüllte mein Auto. Nee, ich sag da nix.
Das namenlose Mädchen erzählte, sie sei erst drei Wochen davor in unser Silo gezogen und die Kinder in der Schule würden sie dauernd ärgern….
„Na“, sagte ich an meine Mädels gerichtet, „da könnt ihr Euch ja gegenseitig unterstüzten, wo ihr doch alle grad neu seid dort….“
Wir holten die Schnitte und fuhren nach Hause.
Wir kauften wie abgesprochen die Winterjacken für die Mädels und ersetzten bei vier Kindern die Schuhe…..
Am nächsten Tag warteten meine Mädels morgens auf das Mädchen von gestern, aber sie kam nicht und so schickte ich meine Damen los.
Mittags klingelte das Telefon: „Ich bin die von gestern, die im Auto mitgefahren ist….“ Ich war sehr verwundert, ich wartete auf den Namen, aber er kam nicht.
Sie woltle gern meine beiden Damen sprechen. Aber die waren noch im Nachmittagsunterricht und das sagte ich ihr.
Einiges später klingelte wieder das Telefon: „Ich bin die von gestern, die im Auto mitgefahren ist….“
„Du“, sagte ich, „Wie heißt Du denn richtig?  Dich „die, die im Auto mitgefahren ist,“  zu nennen , das finde ich blöd.“
„Florentina.“ Mir war sofort klar, woher die Hänseleien kamen, aber, so nicht mit uns.
„Florentina!. Das ist ein schöner und ein großer Name, Du musst ihn benutzen….ich jedenfalls werde es tun.“
Aber meine Mädels waren noch immer nicht da und ich sagte ihr, das ich den Ladies sagen würde, das sie angerufen habe und sie sie dann zurück rufen würden.
Meine Mädchen haben ihren Namen dann nachmittags von mir erfahren.
Sie besuchten Florentina noch und erzählten von den fünf Ratten, die das Mädel hat und kamen mit ihrem Hundwelpen vobei, der garantiert noch keine zwölf Wochen alt war.
Ich fragte sie, wo sie ihn den her habe und wie alt er sei. Die Mama habe ihn aus Hannover mitgebracht. Aha. Monatsanfang, Hundewelpe viel zu klein und Mischung, von der man noch nicht sagen kann, was es wird, eine unrenovierte Wohnung, kann man von unten sehen, weil die Vorhänge nicht passen und durchsichtig sind…….Mist.

Florentina besuchte meine Mädels zusammen mit ihrem Bruder nun am Samstagnachmittag und sie spielten Wii. Ich machte nebenbei meinen Haushalt, brachte irgendwann Wäsche zu den Mädels und wollte schon fragen, was denn so furchtbar in ihrem Zimmer riechen würde, habe mir aber auf die Zunge gebissen.Es ging gegen fünf und die beiden Besuchskinder  verschwanden mit der Ansage, es sei zu langweilig, was klein E. zum Weinen brachte. Meine beiden Mädels waren ärgerlich, weil sie nicht mit den beiden anderen zum Treffpunkt der Jugendlichen lungern durften, sondern beim Dunkelwerden drinnen sein sollten. A. ist darüber auch immer sehr ärgerlich, aber er ist erst elf, was soll er mit 16jährigen…..
Die sahen es jedoch ganz anders und kamen gegen sechs und fragten, ob er nicht noch rauskommen dürfe. Mit Sicherheit nicht.
Abends machten wir noch den Wocheneinkauf. Weil die Wohnung von Florentinas Familie so liegt, das man gut gucken kann, wer bei uns rein und raus geht und auch sehen kann, was wir aus dem Auto ausladen, wenn wir da hin fahren, war mir schon fast klar, was heute kommen würde.
Sonntag morgen elf Uhr:
Anruf eins: Ob Florentina zu den Mädels zum Spielen kommen kann.
„Och Mädels, es ist Sonntag.“
„Ja, aber Florentina wollte das neue Wii -Spiel probieren, das der Papa am Vortag mitgebracht hatte…..“
„Hey, ihr habt mir gestern gesagt, das sie das Spiel schon kennt und ihre Tante das auch hat.“

Anruf zwei (kurz drauf): „Florentina fragt, ob sie um zwei kommen kann.“
„Ladies, es ist Sonntag und wir wollten doch alle zusammen essen…..“

Florentina kam ans Fenster der Mädchen und klopfte und wollte Wii spielen…..
Als sie dann wieder ein Nein erhilelt , ging sie. Hatte plötzlich Hausarrest, dann aber doch nicht und ging weg.
Dafür kamen lauter Kinder ihrer Familie, bis hin zum Kindergartenalter, die mit meinen Töchtern spielen wollten…….

Nach diesem Kram habe ich meine Mädels ausgefragt. Ich wollte wissen, was sie denn bei ihrer neuen Freundin spielen würden. Ja, mit den Ratten oder TopModel mit Schminke. Schminke will ich bei zehn und acht Jahren nicht, die eine ist allergisch und beide sind einfach zu jung, finde ich. Alles bitte zu seiner Zeit. Und sonst? Ja, sonst wären sie eben draußen.
Und Barbie und Puppen oder Autos? Nee, das  habe ihre Freundin nicht, eben die Ratten und diesen Hund. Und ich wußte ja nun schon, das die Mutter oft nicht da war, weil Florentina meine Mädels länger bei sich in der Wohnung behalten wollte am ersten Tag ihres Besuches, sie wollte eben nicht alleine sein…..
Aber: Florentina ist zehn und besucht die dritte Klasse und wird nun auf die Förderschule wechseln, weil sie sie zum zweiten Mal nicht schafft. Ja, wie denn auch????

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