Kartoffel

Nachdem dieser hier

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den Haken der Leine in der Mitte des Haken durchgerissen hatte

img_20161207_105227,habe ich mich entschlossen: Wir brauchen Hilfe und habe eine Hundetrainerin.

Das Foto ist übrigens entstanden, als er neben C. am Schreibtisch saß, um ihn aufzufordern…Laserpointer. Genau das hier ist der Moment, bevor die Forderpfote auf dem Oberschenkel landet, dabei geht das Hinterteil rasant wedelnd für einen Moment hoch, um dann wieder in Sitzposition zu landen, Pfote wieder unten, ganz aufrechter Sitz….Für Laserpointer lässt er sich sogar fotografieren. Das klappt nicht mal mit Keksen, Schoki oder Chips. Leuchtet C. dann mit dem roten Punkt, rennt dieser Hund wedelnd, galoppernd wie eine Herde Gnus hinterher, Treppe hoch, Treppe hoch, an der Wand hoch, zack um’s Bett rum…Allerdings leuchtet C. in den Spiegel, dann guckt der Olaf kurz auf den Punkt im Spiegel und dreht sich zu C. um. Und dann guckt er ihn an….Und seit ich das gesehen habe, und ich habe den Olaf nur von hinten gesehen, da weiß ich eines ganz genau: Der Olaf läuft dem blöden Lichtpunkt nur hinterher, weil sich C. so freut.

Aber die Hundefrau hat gesagt: Kein Laserpöinter mehr, weil das frustriert den Hund. Er hat ja keinen Jagd -Erfolg.  Mein Argument, den habe er ja bei der Katze, zählte nicht. Kein Laserpointer mehr.

Ich hätte halt gern, das der Olaf einfach leger mit mir an der Leine gehen kann. Der soll mit uns hin, wo wir hin sind. Nun gut, nicht unbedingt in den Lidl, aber auf Ausflügen, das wäre schon schön. Aber das macht er nicht, der Olaf. Er renkt mir locker mal eine Schulter ein, so dass der Gnubbel unter dem Schulterblatt, der anzeigt, das wieder mal ein Nerv eingeklemmt ist, abläuft und die Schmerzen weg sind, aber ich verliere so viel Profil unter den Schuhen vom ständigen Bremsen.

Nein, daran müsse ich mich gewöhnen, der Olaf sei halt so ein Hund, da geht das nicht und zuhause sei ja auch so viel los, der müsse nicht mit. Und wenn, dann könne man mit Spielzeug. Ich sagte ihr, das hätte ich schon probiert, 10 Minuten, dann hat er das Leckerchen samt Spielzeug gefressen. Und außerdem sei ich das gewohnt, das meine Hunde immer mit und ich will das bei Olaf auch.

Außerdem brauche ich ein Notfall-Kommando, bei dem der Olaf, auch wenn mein Herz vor Panik rast, in einen Ruhemodus übergeht. Meine pubertierenden Jungs müssen sich auch mal kloppen können, ohne das der Hund sie auseinander zieht. Wenn einer die auseinander zieht, dann ich. Aber ich bin da eher für Prinzessinnen-Pflaster und gut. Olaf nicht, der will seine Ruhe.

Und den Stuhl am Fenster, auf dem der Olaf immer sitzt und guckt, den soll ich wegräumen, weil er verschiedene Leute anbellt und wenn er die, die zur Familie gehören, wedelnd an die weiße Tür laufend, ankündigt. Er öffnet ja nicht die Tür, aber er dürfe das nicht mehr. Hm. Ich habe das Kissen vom Stuhl genommen. Ungemütlich muss reichen.

Nunja, jedenfalls haben wir am Dienstag unsere erste Stunde draußen. Und ich soll mir ein Codewort in Anlehnung an dieses Klickerding, das er übrigens auch mit Genuß gefressen hat, überlegen.

„Tick, Klick“ Irgendwie sowas. Jedenfalls nichts, was ich sonst im Gebrauch habe.

Die Dame ging und ich rief C. an.

Zum Laserpointer meinte er nur, er sei froh, dass die Batterie leer sei. (Habe bei Amazon neu bestellt.) und als ich ihm das mit dem Wort sagte, sagte er:

„Kartoffel.“

„Das zu lang.“

„Nee, Kartoffel ist gut.“

„Ja, aber zu viele Silben.“

Die übrigen Vorschläge waren so dämlich, das ich sie schon vergessen habe.

Dann  habe ich mit meiner Schwägerin telefoniert, die mir klar sagte, dass Leinengang Übungssache ist und ich nicht so ungeduldig sein solle. Und ihre Tochter, die nutze auch die Klickersache, aber die sage dann sowas wie „Klicka-Klicke-Klicke.“

„Das sind ja zwei Silben. Dann geht auch Kartoffel.“

C. und ich haben uns auf das kindliche „Toffel “ geeinigt, weil wir das in unserem normalen Sprachgebrauch nicht haben.

Mal sehen, was Dienstag kommt. Die Hundefrau sagte mir, das Olaf keinen Spiegel erkennen könne und sicherlich nur feststellt, das der Punkt im Spiegel ist, weil C. sich irgendwie anders bewegt. Mein Hund hat hinten Augen….toll, oder? Ich habe keine Ahnung, wie er das erkennt, vielleicht an der Lichtbrechung, aber….er stubst da nicht die Nase drauf und kloppt auch nicht mit der Pfote gegen. Warum auch immer.

Nunja, und das er so neben mir sitzt, wenn ich die Hühnchen koch fertig mache, um dann links für ihn und rechts für uns aufzusetzen, das liegt sicherlich auch nur an meiner Körperhaltung.

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Professionalität

„Denken Sie daran, Sie sind in erster Linie Pflegemutter.“

Aha.

Was bin ich in erster Linie?

Mensch. Ganz klar.  Das sieht man, wenn man an mir rauf und runter guckt.

Und an zweiter Stelle bin ich Frau. Sekundäre Geschlechtsmerkmale.

Und dann bin ich, und das ist nicht zu leugnen, Mutter.

Und danach bin ich Omma.

Und jetzt erst bin ich Pflegemutter. Und das gibt es nur so:

Mensch -> Frau -> Geliebte -> Mutter -> Omma -> Omma und Pflegemutter.

Also nehmt das Gesamtpaket oder lasst es bleiben.

 

Vorstellungsgespräch

ich bin eingeladen!! Yeah-Yeah-Yeah.

Jaja, Cleanschlampe ist jetzt nicht so der Job, aber….ich bin eingeladen zu einem Vorstellungsgespräch als Cleanschlampe, Ladies und Gentleman. In Teilzeit, ist klar, wegen Selma und Patty. Wenn man gern mit Kindern und Müttern…..Ich? Kinder? Mütter? Boah, da krieg ich Pickel. Ganz dicke Dinger. Aber das muss ich denen ja nicht gleich auf die Nase binden, oder?

Nunja.

Und Claudi kam auf die Idee, sie könne ja mal beim Altstadt-Lauf mitmachen. Und hat sich ein Laufband geholt. Das mir zu sperrig.

Morgen kaufe ich mir Laufschuhe. DAS ist schon mal richtig sportlich und ja, okay, ich melde mich im Fitness-Studio an, die haben nämlich auch Laufbänder.und vielleicht gibt es ja auch irgendeine Tageszeit, wo nur so Leute wie ich da über die Laufbänder honken. Dann ist das nicht so peinlich….

Gute Tage, schlechte Tage

So teile ich nun mein Leben ein. In gute und schlechte Tage. Schlechte sind solche, an denen sich Patty und Selma schlagen, bespucken, uns treten, beschimpfen.

Pflegemutter sein ist nicht einfach. Auch wenn ich dauernd meinen Kopf nutze, so ist es auch mir nach drei Tagen dem „Du bist doof, du bist kacke, Oma.“-Mantra bin auch ich reif für den Keller. Im Keller ist Schokolade. Und Marschmallows. Fünf Stück bekomme ich von denen auf einmal in den Mund und dann kann man nicht zurück meckern.

Ja, und  ich bleibe ruhig, wenn sie alles zerpflücken an diesen schlechten Tagen, fünf mal den Kleiderschrank ausräumen und dreimal selbst Windeln wechseln wollen, am liebsten mit großem Geschäft.

Manchmal werden die schlechten Tage zu furchtbaren Tagen, wenn sie zu viele hintereinander sind und dann zweifle ich an mir, ob ich dieser Aufgabe überhaupt gewachsen bin. Und dann, genau dann kommen ein paar gute Tage. Dann ist das Haus nicht voller Schreien, Schlagen, Schubsen, Kneifen. Dann ist der Flur zum Wintergarten voller Knetsand und sie sitzen zu dritt und machen mit der richtigen Knete kleine Kuchen, malen und spielen dann doch wieder im oberen Kinderzimmer Vater-Mutter-Kind oder Prinzessin und Prinz und Selma will unbedingt der Prinz sein….

Ich wünsche mir ganz viele solcher guten Tage so lange die Mädels hier sind.

Hilfe gebraucht

Gestern saß C. auf meinem kleinen roten Sofa, das immer unter einer Decke verschwindet- Kinder, Katzen, das Sabber-Problem des Spätpubertätsbabies….

Also, C. sitzt auf diesem Sofa.

„Bäcker hat mich angesprochen, ob jemanden mit einem C -Führerschein kenne.“

„Klar kennst DU jemanden, nämlich mich. Ich darf mit meinem Führerschein 7,49 Tonnen fahren…“ Und ich fahre sowas gern! Richtig gern. Wenn das Ding familientauglich wäre, dann hätte ich sowas vor der Tür….

„Warum?“ will ich wissen.

„Ja, der hat doch die externe Doktorantin bei EADS in München. Nunja, die hat da einen Freund kennen gelernt  und die hatten einen Unfall…“

Mein Mitgefühl ist an. Wie romantisch! Zwei Liebende und dann ein Unfall! Und noch bevor ich fragen kann, was denn da passiert ist, redet C. weiter.

„Ja, und ihr Vertrag endet Ende März und kann auch nicht verlängert werden…Die hat ja nun das Kind mit eineinhalb Jahren….“

„Hä???“ Dann kommt die Nachricht an. Ich haue mir die Hand vor die Stirn.“Der Unfall…..jaja, das Kind……das Kind ist also der Unfall….“

„Ja, und dann hat sie sich mit dem Vater zerstritten, war wohl ein ganz böse Sache. Und nun war drei Monate ihre Mutter hier, ganz legal mit einem Touristenvisum, aber die muss jetzt zurück  nach *irgendwas ehemals russisches*….Und Professor Bäcker fühlt sich wohl verpflichtet, ihr zu helfen…“Der Professor hat uns auch viel geholfen.“

Also schreibe ich ihm, dass ich siebeneinhalb Tonnen fahren kann und werde, wenn es gewünscht ist, bitte nur kein MAN; da komme ich so schlecht mit der Schaltung klar und außerdem sind die von Mercedes spritziger. Unter uns hier: Mehr Fahrspaß und mehr neues Geschirr.

Und weil ich weiß, wie es ist, erkläre ich mich bereit im Rahmen meiner Möglichkeiten auch bei der Kinderbetreuung behilflich zu sein, weil Betreuungsplätze sind hier Mangelware.

Okay.Professor Bäcker lässt mich  heute grüßen und schickt C. eine Mail, die er von der Externen bekommen hat. Darin steht, das sie eigentlich einen Besichtigungstermin für eine Wohnung habe, Freitag,18 Uhr, aber nicht kommen könne, ob wir die Wohnung angucken können.

Ich frage C. nach dem Sinn.Was sollen wir uns denn an der Wohnung angucken? Wir kennen weder die Bedürfnisse der Externen noch die ihres Kindes. Wir können da durch gehen nach dem Motto: „AAAh, Wohnung!“.

Aber wir erklären uns bereit und um möglichst viel richtig zu machen, sage ich C. er soll ihr schreiben, wir bräuchten einen Fragen-Katalog.

Und auf meine Frage, warum sie nicht kommen kann, erklärt er mir, sie habe ja das Kind.

„Ja, und?“

„Naja, da muss sie morgens her fahren und abends wieder runter.“

„Ja, das ist so, wenn man ein Kind hat.“

Gedankentourette, alterbedingt, ich.

C. schweigt.

„Naja, C., ist doch so. Oder sie nimmt das Kind mit….“

Aber er schickt mir die Nummer und ich bestätige den Termin, das wir an der Stelle der Externen kommen, weil sie berufsbedingt…..Call-Center sei dank bin ich trainiert.

C. schreibt mir, er habe sich mit Kollegen besprochen und auch die fänden das ziemlich schwachsinnig, dass wir die Wohnung besichtigen sollen und werfen ein, dass auch durchaus das Arbeitsamt einen solchen Umzug bezahlt, sogar mit Dingens, Spedition.

Wir telefonieren.  Er hat mir noch geschrieben, dass die Wohnung nur 500 Meter von der Arbeitsstelle ist und deshalb so interessant. Und das sie kein Auto habe.

„Das mit dem Auto ist doof. Ganz doof. Und allein die Strecke zur Arbeit zählt nicht. Die rechnet das Kind nicht mit. Tagesmütter sind eher weiter draußen und Kitas sind voll.“

„Ja, das ist dumm ohne Auto.“

Jetzt bin ich genervt.

„Toll, dann habe ich die acht Stunden im Auto mit dem Kind. Ohne Kindersitz nehm ich die nicht mit. Kannst du die nicht überzeugen Zug und so?“

Ich mag den Professor Bäcker sehr. Wirklich. Ich habe ihm viel zu verdanken, aber im Moment hasse ich mich, weil ich „Hier!“ geschrien habe. Acht Stunden mit einem eineinhalbjährigen Kind in der Führerkabine…..da darf die Karre auch von MAN sein.

 

Update abends am Tag des Eintrags: Es ist nix russisches, wo die Externe her kommt, es ist Kamerun, aber das ja da gar nicht so weit weg von Lettland und so….