Bisher habe ich auf mein Kreiskrankenhaus hier mal GAR NICHTS kommen lassen. Aber mal so richtig gar nichts, aber jetzt bin ich verwirrt.
Vor knapp zwei Wochen, am 29. Februar, um genau zu sein, da fuhren D. und sein Kumpel Steven Bus. Nix Ungewöhnliches eigentlich – bis vielleicht auf Cedric. Ja, bei dem Namen habe ich IMMER Atze Schröder im Koppe, aber da kann der Cedric ja nix für, vor allem, wenn die Mama grad nicht da ist.
Das der Cedric heißt, erfuhr D. erst viel später.
Also, die Jungs raus aussem Bus, nach den alterstypischen Pöbeleien kam es wohl zu Handgreiflichkeiten, die die Eltern Cedrics bei sechs Grad Minus vom Balkon aus beobachtet haben wollen und aus diesem Grund den Vater in die Gruppe schickten und die Mutter die Polizei informierte.
Der Vater trennte nicht nur die Jungs, hielt D. an den Händen, wobei er ihm großzügig die Finger verdrehte, Cedric soll sich auch wieder auf Steven geworfen haben.
Cedrics Vater hat meinem Sohn D. einen Knorpelabriß mit Knochenkeilausriß am Mittelgelenk des linken Ringfingers beschert. Der Polizist, den ich nach der Diagnose informierte, fragte mich ernsthaft, ob D. sich nicht irgendwo anders den Finger gestossen haben könnte. Wortlos….ehrlich. Wortlos. Da investiere ich gern 300 Euronen in den besten Strafverteidiger aller Zeiten, mal ehrlich. Und da stelle ich noch viel lieber Strafantrag gegen Cedric sein Vater, denn das ganze ist Donnerstag operiert worden und man hofft, das keine Schäden zurück bleiben. Was es doch für Assis gibt, ehrlich.
Nunja, aber weiter. Wir Dienstag zum Hausarzt. Immerhin stand auf dem Bericht meinen kleinen Kreiskrankenhauses, das es sich um den Ringfinger der rechten Hand handele. Aber links war geschient und rechts io. Also. Da der Arzt, der D. im KH untersucht hatte, nicht sonderlich gut deutsch sprach, was von Operation erzählt hat, fragte ich unseren Hausarzt, ob das operiert werden müsse.
„Was wollen Sie da operieren?“ wollte er von mir wissen.
„Ja, bin ich Arzt oder was? Fragen Sie mich, wie man ’ne Ferse von den Socken strickt, da kann ich Ihnen weiterhelfen, sogar in der Königsdisziplin doppelt gestrickt….“
D. sollte am 7. zum Verbandswechsel kommen. Ich komme an dem Abend aus der Spätschicht und erfahre, das D. operiert werden muss, der Chirurg hat beim Hausarzt angerufen.
Hin und her überlegt, welche Klinik und wie man das logistisch…D. am nächsten Morgen in unser kleines Krankenhaus geschickt, weil der Oberarzt dort , also da würde ich überhaupt nichts drauf kommen lassen. A.’s Arm haben sie doch da nach der OP in Braunschweig vorbildlich versorgt und die Drähte problemlos entfernt.und Hände kann der Oberarzt auch…
An diesem Dienstag kommt D. kurz bevor ich zur Arbeit aufbreche wieder und erklärt, wir hätten am nächsten Tag um neun dort einen Termin zur OP -Vorbesprechung. Termin hört sich gut an und zwar so lange, bis ich am nächsten Tag dort bin und mit bekomme, wie viele Menschen einen Termin um neun Uhr haben…
Ich bin gelassen und stricke an meiner Kreiseljacke weiter. Nach dem ersten OP-Vorgespräch in der Notaufnahme und Blick-auf-defektes-Gelenk-werf, wird der Finger wieder geschient und wir werden in die dritte Etage geschickt zur Narkose-Vorbesprechung. Da ist es schon 10:40 Uhr und ich sage D., was ich fühle.
„Hier, Schnitte, is jetzt so bischen wie Shopping-Queen ohne das Barbie-Auto…Wir haben noch 50 Minuten, dann müssen wir uns auf den Heimweg machen, ich muss zur Arbeit.“ Wir hatten nämlich kein Auto dabei, also zu Fuß.
Oben in der Narkose-Sprechstunde angkommen, proppenvoll. Ich sage der Frau, das ich zur Arbeit muss, und sie erklärt mir, das ich einfach Zeit mit bringen müsse, wenn ich ins KH komme. Sie könnten niemanden vorziehen, aber D. könne das Ganze ja auch allein unterschreiben. Jo, und dann kriegt er ein Jahresabo für den Speiseplan in der Pseudo-kantine im Eingangsbereich des Krankenhauses.
Wir erst mal runter, D. kauft Brötchen. Und jetzt, Ladies, merkt Euch was! Es gibt Gespräch, die man pseudo-versteckt in der Raucherecke eines solchen Krankenhauses führt. Zum Beispiel mit seiner Krankenkasse, weil man für einen 16jährigen nicht mehr frei bekommt, wenn der krank ist. Und dann ganz laut sagen: „OH, was eine wirklich gute Idee! Krankenhausmanager. Ja, da werde ich mich hin wenden.“ Als wir wieder oben ankamen bei der Narkose war nur noch eine Schwangere dort, der Rest hatte sich in Luft aufgelöst. Und wir waren wirklich nicht lange weg. Vielleicht haben sie da ja auch so pseudo-Warter, die Patienten abschrecken sollen…
D. und ich haben uns dann aufgeteilt. Ihn habe ich in die Warteposition bei der Narkose gesetzt und ich habe mir Teil drei vorgenommen. OP_Termin für den nächsten Tag in Stock 3 für ambulante OPs besorgen.
Runter habe ich das Treppenhaus genommen und eine Frau mit einem blauen Zettel gefunden, die genauso herumirrte, wie ich es oft tue und mich fragte, wo denn Herr Koch sei. Ich habe sie stehen lassen. Ich kenne keinen Koch.
Dann wieder rauf in Etage drei. Sie haben keinen Termin für mich bzw. D.. Sie rufe dann am Nachmittag an und würde mir den Termin sagen.
„In der Spätschicht kann ich nicht telefonieren.“
„Dann spreche ich Ihnen auf die Mailbox.“ Ich habe zwar kein Prepaid, aber auch keine Mailbox.
„Rufen Sie meinen Mann bitte einfach an.“ Telefonnummer von C. hinterlassen und zurück zur Narkose, nebenbei Omma als nachmittäglichen Babysitter für den nächsten Tag besorgt, weil ich in die Spätschicht muss und C. auch arbeiten muss. Unerhört, ich weiß.
Da war es dann kurz vor halb elf und C. erbot sich, uns abzuholen. Muss alles eingearbeitet werden, meine Lieben. Aber egal. Wir haben insgesamt fast eine Stunde für sieben Minuten Gespräch gewartet, in dem D. das gehört hat, was ich ihm schon vorher gesagt habe, was zu beachten war, ich habe das Ganze schon oft gehört. Wir runter in unser graues Shopping-Mobil.
Der Termin kam. Soweit so gut.7..20. Wir waren 10 nach sieben da, der D. und ich. Aber sonst noch niemand und wir erfuhren, daß das Personal erst um halb acht kommt. Hey, ich habe Spätschicht, is nicht so tolle um halb sechs aufzustehen.
„Und warum sollen wir dann früher da sein?“
„Weil die meisten zu spät kommen.“ Die Meisten! Ja genau. Ganz genau. DIE Meisten!
D. abgegeben und ab nach Hause. Haushalt gemacht, auf Omma gewartet. Kein Anruf aus dem KH: Ich hatte mit Absicht nur C.’s Nummer da gelassen, weil ich befürchtete mit „bis dann und dann die Nummer und danach die“ nur Verwirrung zu stiften.
Als C. mich zur Arbeit fuhr, hatte sich immer noch niemand gemeldet. Um Drei habe ich dann über What’s-App bei Omma nachgefragt, wie es denn D. gehe und bekam zur Antwort, der sei noch gar nicht da. Ich glaube, da muss man nix zu sagen, was da in so einem wie mir abgeht…Op in Vollnarkose, nach der OP noch zwei, drei Stunden KH und das war längst rum.
Um halb vier konnte ich eine kurze Pause machen und nutzte diese. Erst rief ich C. an und fragte nach.
„Sie haben mich um zehn vor eins angerufen, erklärt D. könne abgeholt werden, man würde nur noch auf den Arzt warten, der so in zehn bis zwanzig Minuten da sei. Ich solle mich also langsam auf den Weg machen.“ erklärte er mir.
Sich in Goslar langsam auf den Weg machen, um jemanden aus dem Krankenhaus zu holen? Sollte er das Auto schieben oder was stellt man sich da vor?
Weiter sagte er, er habe der Dame erklärt, das er auf Arbeit sei, nur kurz fort könne, um D. zu holen, und sie sich doch bitte noch einmal melden sollten, wenn der Arzt durch ist.
Bei Krankentransport-Taxis, denke ich, geht das ähnlich. XY ist fertig und kann jetzt abgeholt werden. Oder bestellt man die genauso wie uns?
Ich also um 15:39 Uhr dort im KH angerufen. D. sei noch nicht fertig, man würde auf den Arzt warten, der in zehn bis zwanzig Minuten da sei und der hätte gern einen Erziehungsberechtigten bei dem Gespräch dabei, ich solle kommen.
„Ich kann nicht kommen, ich bin auf Arbeit.“ Das mit dem Erziehungsberechtigten ist schön, aber D. kann für OPs selbst unterschreiben, der ist 16. Und ich hätte auch gern so vieles….
„Jetzt spielen wir mal nach unseren Regeln!“ sagt es energisch am anderen Ende. Und noch mal derselbe Text plus Anhang „Wenn man ins Krankenhaus geht, dann muss man sich Zeit mitbringen.“ Meinen nicht vorhandenen Jahresurlaub vielleicht?
Noch mal mit C. gesprochen, der sagte, er sei froh, nicht gefahren zu sein, weil er sonst immer noch da sitzen würde und wie, bitte, soll man das einem Arbeitgeber erklären? Er würde also, wie vereinbart, den Wagen in die Werkstatt fahren, es geht dabei um Verkehrsicherheit, danach Mini von der Tagesmutter holen und dann D. aus dem KH.
Um 17 Uhr schrieb mir meine Mutter über Waht’s app, das D. zu Fuß nach Hause gekommen ist. Nach einer Vollnarkose wohlgemerkt.
Am nächsten Tag habe ich dann von ihm erfahren, das er tatsächlich als ambulanter Patient bis zum Nachmittag dort gesessen habe, weil der Arzt nicht wieder kam, der, der rechts und links nicht kann, der sei am Ende gekommen und habe ihn noch mal untersucht. Danach habe D. , ob er unten warten könne, also im Eingangsbereich und dort eine Stunde gesessen habe, bevor er sich zu Fuß auf den Heimweg gemacht habe. Das heißt, als ich zum zweiten Mal angerufen habe, war er schon unten.
Tolles Krankehaus. Tolle ambulante OP: