Nun, das war eine schwierige Frage, aber manchmal reicht eine Nacht.
Heute morgen fand ich eine Nachricht vom jungen Vater, dass die junge Mutter ihn und mich anzeigen will. Das will sie machen, weil ich, die in der Nacht vor dem angekündigten Besuch des Jugendamtes nicht schlafen konnte, morgens um fünf eine Email geschrieben habe. Es war für mich nicht zu tragen.
Nunja, heute also die What´s app Nachrichten. Habe ich zurück geschrieben, sollse machen. Dann eine Nachricht von Tanja. Tanja ist knapp zehn Jahre jünger und bietet einen Notfallplatz. Betonung liegt auf Notfall. Und sie und ich sind da, um jederzeit mit dem Vater zu telefonieren, damit er sich in der Wohnung nicht mit der Mutter streitet.
Es geht nur noch um 14 Tage, dann ist er in der eigenen Wohnung, drüben an seinem Arbeitsplatz.
Tanja war nun schon eineinhalb Stunden im Telefonat, als sie mich anrief.
Es eskaliere wieder. Sie würde wieder streiten. Sie, Tanja, würde jedoch die ganze Zeit mit dem Vater telefonieren und dieser bliebe ganz ruhig. Ob ich hinfahren könnte.
Erstens hatte ich kein Auto, zweitens meine Mini zuhause – ich würde also mal sagen: Nein.
„Außerdem sind die Kinder in der Krippe, also lass sie sich die Köppe einschlagen.“
„Die sind da.“
„Die sind da? Wieso sind die da?“
Dort sei ein Glas kaputt gegangen und das andere Kind sitze auf der Wickelkommode.
„wo ist der junge Vater?“
„Der liegt im Bett.“
„Wenn die von der Wickelkommode fällt, wirst Du es hören und auch das Glas ist nicht Deine Verantwortung. Der Vater soll da bleiben, wo er ist und ganz ruhig bleiben…“
„Die wirft seine Sachen über den Balkon?“
„Das eskaliert. Ich informiere die Polizei.“
Das habe ich auch gemacht. Die Situation geschildert und sie sind mit Blaulicht ausgerückt. Fünf Mann.
Und auch die haben ihr noch einmal erklärt, das sie dem jungen Vater nicht den Schlüssel abnehmen kann, weil sie ihn in den letzten zwei Jahren geduldet hat.
Mir ist es klar, das ich die Kinder nicht wieder sehe. Mir war das auch schon vor der Email klar. Aber: Ihre Wohnung war am Abend vorher schon eine Katastrophe und am nächsten Abend vor meiner Email auch noch.
Dann war Ruhe. Der junge Vater schrieb mir, das er nicht mitgenommen worden sei. Und er komme später rum.
Das machte er auch. Und er erzählte, das der Besuch des Jugendamtes wohl doch nicht ohne Folgen geblieben sei. Denn nach dem Polizei-Besuch, die die Wohnung ebenfalls in diesem Zustand vorfand, wie ich ihn kenne, rief die Mutter meiner Enkel die Sachbearbeiterin an, um zu fragen, ob der Termin am Dienstag mit der Familienhilfe fix sei. So sagte jedenfalls mein Sohn.
Ich habe mit C. gesprochen, der mich fragte, ob es das wert sei. Die Kinder nicht mehr zu sehen. Ja, ist es. Meine Enkel müssen nicht studieren, beim Superstar auftreten oder Geige lernen. Aber sie haben das recht, auf die mitteleuropäische Grundversorgung. DAS ist ihr recht.