Gestern abend ist die Mutter Zigaretten holen gegangen und blieb verschwunden. Statt dessen kam eine merkwürdige Nachricht über What’s app.
Fassen wir uns kurz, weil es so viel Unsortiertes in meinem Kopf ist:
Die beiden Enkelkinder schlafen jetzt oben im Haus.
Wir haben sie in Obhut genommen.
toll, dass Du jetzt in Deine Hände genommen hast!
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Ich habe gar nichts in meine Hände genommen. Es sind so viele Dinge zusammen gekommen. Vorletzten Freitag bin ich von meinem Arbeitgeber vor die Wahl gestellt worden, ein Schriftstück zu einer Schulung zu unterschreiben, die nicht nur nicht statt gefunden hat, sondern zu der es auch keine Schulungsunterlagen gab, oder aber arbeitslos zu werden. Damit war meine „Ehe“ zu meiner kleinen Leiharbeitsfirma hin. Dann kam der Sonntag, an dem die Enkelchen allein in Oker über die Strasse gelaufen sind. Und in meinem Selbstmitleid über mein Scheitern in der Leiharbeitsfirma, wurde mir bewußt, was wirklich wichtig ist. Und ich dachte über die letzten Jahre nach und die Schulschwänzereien und das Rumstromern des anderen und das Theater der Zweitjüngsten und fragte mich, warum das alles so aus den fugen läuft und kam zu dem Schluß, dass ich nicht genug da bin. Immer versuchte ich, in der Frühschicht-Woche etwas durchzusetzen und dann kam die Spätschicht und ich war raus und es lief genauso blöd wie vorher. Ich hatte eine Nachtschichtwoche und bin länger aufgeblieben, um den Kinder die Indiviualfrühstücke zu machen und der Schulschwänzer verließ zwar das Haus, aber kam doch nicht in der Schule an und ich fragte mich, was mir wirklich wichtig ist. Und ja, ich gestehe, ich bin ein völlig langweiliger Mensch, eine triviale Frau, eine Trulla oder wie meine Mutter zu mir sagte: „Familie ist Dein Leben.“ Nach dem unbeaufsichtigen Ausflug der Kinder waren wir schon beim Jugendamt und hatten erklärt, wir würden die kleinen Mädels aufnehmen, wenn es nicht mehr anders geht. Und warum auch immer, war der Drang da, aus den Schichten rauszukommen. Ich sprach mit meinem Arbeitgeber und er kündigte mich. Letztendlich ist das genau jetzt in diesem Moment gut, weil ich mich kümmern kann. Ich bin noch vier Wochen bei meiner Leiharbeitsfirma und dann arbeitslos. Und ich fühle mich an der Situation schuldig. Wir als Gesamtfamilie haben versagt, dass es soweit kommen musste. Wenn man all das Chaos und den Dreck in dieser Wohnung sieht und nachdem ich an dem Abend ihre Mutter kennen gelernt habe und ihre Nachbarin, die, man kann ihr die Höhe ihres Alkoholkonsums ansehen, und wer da alles dabei war: Ich kann die Mutter verstehen. Ich kann verstehen, das alles über ihr zusammen gebrochen ist und sie keinen anderen Ausweg wußte. Und DAS ist das Allerschlimmste.
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Zum einen wuerde ich einem solchen Job nicht nachweinen. Du hast Rueckgrat bewiesen und dich nicht ausnutzen lassen. Und bezueglich deiner Familie, du hast eine Schlappe hinnehmen muessen, jetzt geht es and Aufraeumen und da bist du gut drin.
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