Warums

In letzter Zeit habe ich oft gelesen, warum andere blogs schreiben.  Und dann eben diese Offenheit, die schon benannt wurde, und ich fürchte, das ich vielen damit zu Nahe trete, was wirklich nicht meine Absicht ist.

Dieser  Blog heißt „nicht die Wollnys“. Ich habe das schon mal beschrieben, das ich immer welche suchte, die mehr als die zwei Kinder haben, weil man sich dann nicht alleine fühlt. Und weil ich es nicht mehr hören kann, das sich andere mit ein, zwei oder drei Kindern schon am Ende ihrer Leistungskraft befinden und gar nicht wissen, wie man das macht, wenn man mehr Kinder hat. Ja, genauso wie mit zwei, drei, vier oder einem. Nur eben öfter. Und ich kann nicht mehr hören, das man mir die Kinderzahl gar nicht ansieht. Und ich habe mich gefragt, wie man denn aussieht, wenn man soviele Kinder hat. Und wenn ich die Leute das gefragt habe, dann bekam ich zur Antwort: „Eben nicht wie du.“ Aha.

Und dann habe ich welche gefunden, im Real-Life.  Mütter mit vielen Kindern. Und da trugen die Kids schmuddelige Sachen, weil machen sich eh dreckig, oder aber in jedem Landkreis, in dem die Familie gewohnt hatte, war dann eins im Heim  bzw. die Mädels im Mutter -Kind-Heim und die Mutter war nur darauf aus, den nächsten Mann zu finden und ich sollte doch mal mit ausgehen mit ihr….Und Schule, nunja, immerhin sind sie bis auf eine auf die Förderschule gegangen, die eine machte Hauptschule, hatte dann aber mit zwanzig auch gleich mal zwei Kinder. Und das war für mich falsch. Ich kriege doch nicht Kinder, um die in irgendwelchen Heimen umzuverteilen. Was ist denn das für ne Logik?

Und auch ich erlebte, das mir Behördenmenschen die Anträge vorausfüllten. Leute mit vielen Kindern haben keine klemmenden Tastaturen, sondern sind einfach von natur aus blöd.

Suche erfolglos. Und dann kamen die Wollnys im Fernsehen. Und ich dachte: „Ha! Endlich.“

Ja, und ich guckte das. Ehrlich. Obwohl die Kinder Namen wie Hygiene-Artikel haben oder hässliche Doppelnamen. Und obwohl mir ganz vieles fremd war. Ich bewunderte sie für den aufgeräumten Garten und fragte mich, warum die Kinder so moppelig sein müssen, aber Schluß war für mich mit der Serie, als Mutter Wollny 128 Pakete Möhren aussem Lidl vor sich liegen hatte, um Möhren einzufrieren oder was auch immer. Bitte, wer macht denn sowas? Mal ehrlich? Möhren sind das ganze Jahr über billig. Und kurz drauf ernteten sie auf einem Feld Erdbeeren bei einem Erbeerbauern und Vater Wollny zermatschte das ganze Obst mit einem Stampfer im Topf. Und auch da dachte ich: Super-Story. Aber im Hof nen Pool mit Kies drum rum. Logisch alles. Und ich lese auch keine Zeitungen wie Bunte und sowas, weil wir Bücher haben. Und ich habe nicht verstanden, warum die keinen Faust im Regal haben, keinen Thomas Mann, und Shakespeare für die nix ist. Und ansonsten ist alles Friede, Freude, Eierkuchen bei denen, es gibt keinen Ärger in der Schule, die Kinder testen sich selbst nicht aus, die Zimmer sind IMMER aufgeräumt….Also eigentlich alles wie bei den kleinen Familien. Sogar mit dem Wäscheberg und Staubsaugen müssen die auch nie. Wie geht denn sowas? Ich habe drei Schmutzfangmatten, eine im Windfang, eine im kleinen Flur mit dem Gästeklo und eine im unten im Treppenhaus und ich muss jeden Tag saugen, am besten zweimal pro Tag und auch die Treppenstufen. Wie machen die das? Fliegen die rein?

Jahre davor gab es mal eine Serie mit Großfamilien. Die hatten alle ein Haus mit den vielen Kindern. Und Mutti war immer zuhause. Habe ich bewudert alle, aber ich habe nicht verstanden, warum die überall blaue Müllsäcke  stehen hatten oder aber Wäschekeller mit Dreckwäschebergen wie inner Kleiderkammer, wenn die Container geleert werden. Und dann sagten die, sie würden nur zwei Maschinen pro Tag waschen. Und ich fragte mich, was die mit dem Rest der Dreckwäsche machten? Wegschmeissen?

Und dann gab es Carla G., die mir sagte, ich solle doch einfach das aufschreiben hier aus unserem Leben. Und dann habe ich damit angefangen.

Als mein Blog hier her zog, benannte ich ihn ja um. Eben in „Nicht die Wollnys“ und „von John-Boy bis Elisabeth“ (bitte hinten mit diesem richtigen „Th“ und bitte mit bischen Spucken.), weil das mit dem Studium Vergangenheit ist. Den Bezug zu den Waltons hätte ich nicht herstellen dürfen, weil bei uns nix Friede, Freude, Eierkuchen ist. GAR nix. Ich habe Kinder in der Pubertät, und, wie meine Schwiegertochter so schön sagt, Pubertät ist nicht therapierbar.

Von jedem Menschen, dem man begegnet, kann man was lernen. Ich habe besonders viel von Punne gelernt. Der sagte mir mal ganz ernst, dass er Drogen nehmen wollte, als das angefangen habe. Er habe die Entscheidung getroffen, sie zu nehmen und auch die, weiter zu machen. Und er war zwölf, als das anfing.

Und Frau Jürgens, unsere ehemalige Familienhelferin, brachte mir bei, das man sich als Eltern nicht zu schämen braucht, wenn Kinder trinken, rauchen oder Drogen nehmen, wenn man sie nicht dazu aufgefordert hat. Und da können sich alle sicher sein, sowas habe ich nicht. Aber dennoch bin ich entsetzt und habe Angst, wie jeder andere Elter auch. Allerdings habe ich nie verstanden, warum wir Eltern zur Drogenberatung sollten, wenn unsere Kinder doch die sind, die welche nehmen. Sollen wir gut für die einkaufen? Drogenberatung. Was für ein Wort! Genauso wie Brustsprechstunde. Bei der ich die unheimlich Vorstellung hatten, das Rechts und Links mit dem Doktor reden….

Ich will authentisch sein, wenn ich hier schreibe. Da wird nix beschönt. Wobei ich denke, manchmal doch. Und ich koche keine 128 Pakete Möhren ein. Wozu auch? Man kann die da ganze Jahr günstig kaufen.

Dieser Blog ist hier, weil ich es so leid bin, immer nur auf die Kinderzahl reduziert zu werden. Ich konnte mich daran nie gewöhnen und habe meinen Kindern oft gesagt, das es keine Verpflichtung gibt, Klischees zu erfüllen.Und das ich erwarte, das sie es in ihrem Leben besser machen als ihre Eltern und Großeltern und alle davor. Kann man ja wohl auch erwarten, wenn ihr IQ den eines Butterkekses übersteigt. Dieser blog ist hier, weil ich immer wieder das Gefühl habe, mich für mein Leben schämen zu müssen, für meine Kinder, für meine Beziehung und meine fehlende Ausbildung. Ich habe C. immer wieder gefragt, was das geben soll, wenn ich wirklich den Bachelor in der Tasche habe. Mal ehrlich, was heißt das denn, wenn so eine wie ich den wirklich macht? Die Ausbildung ist schlecht. Das würde man draus machen. Nichts anderes. Naja, soziales Umfeld hat mich ja auch ausreichend beschäftigt und es hat ja auch nicht geklappt. Und irgendwo bin ich auch froh drüber, sonst müsste ich jeden Tag mit solchen Leuten, die mir dort begegnet sind, zusammen arbeiten. Ja, ich weiß, es gibt auch andere, aber wie schon oben beschrieben, bin ich im Finden nicht gut. Das Lernen war klasse, das vermisse ich schon.

 

Ich muss mich einfach noch mal entschuldigen, falls ich jemandem zu direkt bin. Aber das Leben ist so und ich kann für mich nicht so tun, wie wenn mein Leben hinter einem weißen Gartenzaun stattfindet, mit einer Chicco-Rutsche und einem kleinen Hund.

 

4 Gedanken zu “Warums

  1. Du bist klasse! Was Du jetzt machst, ist Dich selbst in die Ecke zu stellen, in die andere durch ihre Unwissenheit Dich hinstellen wollen. Deine Art zu schreiben, zu analysieren sind wirklich gut. Ich habe immer gedacht, ich hätte etwas falsch verstanden…..Du entsprichst nicht dem Kliche, also lass Dich da auch nicht reinschieben. Ich glaube auch, dass es einen Job für Dich gibt!….Mir kannst DU nicht direkt genug sein und HAST ÜBERHAUPT KEINEN GRUND DICH ZU ENTSCHULDIGEN!

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  2. Sehr ehrlicher Beitrag, das finde ich gut. Klischees sind das schlimmste, was es gibt, egal worauf sie angewandt werden.

    PS: kennst du die Serie „29 and still counting“ (ich glaube die sind gerade bei 29)? DAS ist so krass, aber wie die Leben ist auch ziemlich religiös extrem…

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