Gestern schon

dachte ich daran, das ich gern im nächsten Leben so eine gute Mutter wäre.
Heute,nachdem uns der behandelnde Arzt von Mini gefaltet hatte, wußten C. und ich Bescheid. Wir mögen vieles sein, nur keine guten Eltern.
Mini nimmt ihre Medizin oft nicht. An vielen Tage kommt sie einfach von der Tagesmutter nach Hause und schläft, schlecht, unruhig, in unserem Bett, so das wir auch schlecht, unruhig schlafen, bis zum morgen einfach durch.
Ich habe das einfach mal angesprochen.
Es sei wohl noch eine Phase, ABER, das Medikament, das müssten wir in jedem Fall geben. Wir würden das einfach nicht ernst genug nehmen, weil, wenn wir das würden, dann gäbe es die Probleme nicht.
Arschloch! denke ich. Da haue ich mir jeden Tag zusammen mit Mini Kräuterblut in den Kopf, weil sie dann nicht mehr die einzige ist und mir macht dieser Kräuterkram schon Übelkeit, und der erklärt mir, wir würden das Ganze nicht ernst genug nehmen. Aha.
Dann erklärt C.,das er es ja schon einmal mit viel Nachdruck versucht habe. Mir hatte er erzählt, das er ihr die Nase zugehalten, aber das negierte er heute. So wäre es ja nicht gewesen und ich hätte ihm quasi verboten, mit Nachdruck….
Arsch, denke ich. Dann kriegen wir einen Vortrag über den Vater des Doktors, dessen Kindermädchen ihm Samstags immer den kalten Grießbrei mit Nachdruck und so…
Jedenfalls sei das wie mit dem Gurt im Auto, genauso müssten wir das sehen. Später stellen wir fest, das der Vergleich hinkt. Erstens ist Mini schon von klein auf angegurtet gefahren, zweitens gurten sich alle an. Medizin nehmen nicht alle.
Wir dürften eben im Alltag nicht weitermachen, wenn Mini keine Medizin nimmt. Er hat schon recht damit. Mit dem Haare kämmen wäre es eigentlich genauso…..aber sag das mal der Bahn und meinem Arbeitgeber.
„Nee, ich kann jetzt nicht kommen, das Kind muss erst die Medizin nehmen….“
Ich hätte auch gern ein Kindermädchen oder eine Haushälterin. Die kann dann in der Arbeit anhalten und warten, bis der Konflikt ausgestanden ist. Ich habe damit insbesondere morgens Probleme. Mein Zug fährt um 6:56, ob Mini die Medizin genommen hat oder nicht…
Und ich kriege beim Rausgehen  aus dem Arztzimmer von C. noch mehr Gemecker, ich sei zu inkonsequent und das mache alles noch schlimmer.

Im Auto zocke ich. Ich rede nicht, ich zocke. Wie ich diesen ganzen Kram neben der Spätschicht hinkriegen soll, wenn ich das Kind nicht mal sehe? Keine Ahung. C. fordert, ich soll mir was überlegen.

C. sagt mitten auf der Fahrt: “ Wir sind einfach keine guten Eltern. Wir müssen uns dran gewöhnen, wir sind keine guten Eltern.“
„Ja“, sage ich. Ich wäre so gern eine wirklich gute Mutter. Eine, die morgens noch eine Stunde früher aufsteht, ihren Kindern das Frühstück macht und die Sachen rauslegt, das Bad vorwärmt und Brote schmiert. Eine, die täglich die Kinder von der Schule abholt und zum Sport, zum Tanzen, zum Musikunterricht fährt und nebenbei die Wäsche macht und sonntags Drei-Gänge-Menues zaubert, bevor es die Sonntagstorte nachmittags gibt. Eine, die die Wochenenden mit den Kindern in diversen Zoos, Museen oder auch mal im Kino verbringt, die freudig am Laternenbasteln im Kindergarten teilnimmt, im Elternrat aktiv ist, mit den Lehrern auf du und du….Eine, die nebenbei den Garten macht und in der Kirchengemeinde tätig ist….Eine Gute eben, die nicht mal sonntags länger schläft, die jedem Kind abens eine eigene Gute-Nacht-Geschichte vorliest…..Die jedes Stückchen Hausaufgaben mit den Kindern durchgeht und niemals gestresst von der Arbeit ist, kein Problem mit den Schichten hat, immer gut frisiert und angezogen ist, immer das Haus in Ordnung hat, damit sich die Kinder nie schämen müssen, wenn sie einen Freund oder eine Freundin mitbringen.
Ich sage es C., das ich gern so eine Mutter wäre, die fröhlich den ganzen Dezember mit den Kindern Strohsterne bastelt, Kekse backt, aber bitte nicht die Trivialen, sondern solche mit grazilen Mustern aus Zuckerguß und Zuckerperlen. Ich sage ihm auch, das ich das nicht bin. Und er solle aufhören, mir das vorzuwerfen, er sei ja selber inkontinent.  Das wiederum bestreitet er.

7 Gedanken zu “Gestern schon

  1. Hi,
    schau in den Spiegel und sag dir: Ich bin der Profi!! Denn du bist der Profi!! Du kennst deine Situation besser als ein Herr Doktor, der sich das vielleicht gar nicht vorstellen kann, wie fast alle, die mit dem goldenen (oder silbernen) Löffel in der Schnute aufgewachsen sind.
    So viel wie du über dich hier in deinem Blog nachdenkst, so genau wie du deine Probleme siehst – was sollst du da besser machen?? Klar, man kann immer alles besser machen, aber meinst du, diese „guten“ Ratgeber könnten deinen Alltag so wuppen, wie du das machst?
    Also, gib dir weiterhin Mühe – und gut so!

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    • Hi,
      nunja…ich habe mich so geärgert und bin auch noch verärgert….Mini hat es mit mir im Moment nicht leicht.
      Nein ist absolut. Und die Medizin wird genommen. Sie muss dann halt immer eine Weile brüllen, scheinbar kommt dann das Nachdenken und dann geht´s. Ob es die Schuhe für den Hof sind, die Medizin, oder was auch immer.
      Heute abend ging es ohne Brüllen. Ich habe ihr einfach gesagt, das es mir egal ist, ob sie will oder nicht. Sie wisse eh, sie komme aus dem Ding nicht raus.
      Dann erklärte sie mir, das sie heute morgen ihre Medizin im Zimmer genommen habe. Und ich hatte keine Lust auf Spielchen, sagte ihr das sie recht habe, aber sie jetzt heute abend die Medizin eben im Schlafzimmer nehme.
      Ich muss bei der kleinen Lotte im Moment wirklich wie ein Arsch wirken…und wie das in der nächsten Woche wird, weiß ich noch nicht. Spätschicht, da sehe ich ab Mittwoch die Helden morgens nicht mehr. Zu müde.

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    • Dein Lob ehrt Dich, aber ich habe auch ne Menge Schattenseiten, eine ganze Menge.
      Er hat ja recht, der Herr Doktor, irgendwie. Aber nicht mit der Ernsthaftigkeit.
      Je weniger Anfälle meine Cinderella hat, desto besser kann sie sich wieder entwickeln. Und wann immer sie eine Ration nicht nimmt, kommt es zu Schlafstörungen, Weinenerlichkeit und all diesem Kram.
      Ich habe nichts dagegen, wenn sie morgens noch mit unter die Decke huscht und anbuckt und bis zum Aufstehen sich noch den Rücken kraueln lässt, aber sie ist nun kein Baby mehr, hat eine gewissen körperliche Größe und wenn sie versucht, im Bett mal wieder quer zu schlafen und ich nur morgens zwei Stunden Schlaf kriege, dann ist das definitiv zu wenig.
      Ich halte das kleine Mädchen für klug. Sie zickt jeden Morgen ( ich habe Spätschicht, also bin ich morgens dran.) Und jedes Mal sage ich : „Du weißt, Du kommst aus der Nummer nicht raus.Brüll ruhig, dann machen wir das mit der Medizin danach.“ Dann denkt sie und wenig später haut sie das Zeugs hinter.
      Abends rufe ich aus der Spätschicht an und sie erzählt mir, und das ist ihr offensichtlich wichtig, weil sie sich immer das Telefon geben lässt, das sie die Medizin genommen hat.
      Ihr Entwicklung geht wieder los. Sie wird sauber. Nicht weil ich es will, oder die Tagesmutter es will oder C. es will, von ganz alleine nebenbei. So, wie das vor den Anfällen auch war, meine nebenbei Entwicklerin. Sie übt wieder sprache. Waren die Fälle und Zeiten in den letzten Monaten für sie überflüssig, spricht sie Korrekturen nach.
      Und ihre Prognose ist doch saugut, daß das Thema bis zur Schule durch sein kann. Sie kann dann wieder mit Schwimmen gehen, Radfahren, Rollschuh…Pool . Sie hat den Pool immer geliebt. Und kein Lehrer weiß irgendwas, es steht nicht in irgendeiner Akte, sondern nur die Krankenkasse, die Tagesmutter und wir wissen was davon.
      Also bin ich gern noch zwei Jahre Arschloch. Naja, gern ist echt übertrieben….
      LG

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  2. Niemand ist vollkommen, aber Deine Art und Weise, mit den Dingen und den Menschen umzugehen, gefällt mir.
    Ist das schön, wenn es langsam mit Mini klappt. Ich weiss, dass es mit den Medis besser wird. Und sie scheint eine gute Dosierung zu haben, wenn sich schon jetzt ein Erfolg einstellt. Das freut mich sehr.
    LG

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