frage ich nach Kollegen, von denen ich nichts weiß, die aber gar nie wieder auftauchen. Unter anderem nach Ben. Irgendwas war in den Wochen dort mit Ben passiert.
Ja, er wäre nicht mehr da, nachdem er während der Telefonate derart lautstark versucht habe, die Kunden zu seinem Gott zu bekehren, das die übrigen Mitarbeiter gar nicht mehr arbeiten konnten.
Als ich Ben das erste Mal sah, war er mir als Fundamentalist(War er das wirklich? Ich hatte mich nicht getraut zu fragen.) ein bischen unheimlich, aber er stellte sich als freundlich, hilfsbereit und lieb heraus, gar nicht angsteinflössend. In den Wochen, die ich in diesem Sommer krank zuhause verbrachte und es waren einige am Stück soll sich Ben verändert haben. Hatte man schon vorher mitbekommen, das er philosophische Diskussionen mit den Kunden begann, soll dies wohl immer schlimmer geworden sein.
Jedenfalls hatte er wohl noch, bevor er er aus der Abteilung hinaus komplementiert worden ist, erklärt, wir alle sollten auf den 6. September warten, denn da beginne der dritte Weltkrieg.
Meine Kollegin Katja war der Meinung, in seinem Kopf wäre irgendwas nicht Gutes passiert. Und meine schwangere Kollegin erzählte, das er plötzlich freitags nach einer Schicht, als sie in ihrem Auto saß und losfahren wollte, die Tür der Beifahrerseite aufriß, sich auf den Sitz fallen ließ und erklärte, sie habe ihn jetzt zur Moschee zu fahren.
Das wiederum ist nun doch wieder angsteinflößend.
Jedenfalls: Heute gucke ich Nachrichten und denke immer nur „Oh Gottogott!“. Und während eines Berichtes über die Kampfhandlungen an der Grenze zur Türkei kommt mir Ben in den Kopf mit seinem 6. September und denke: „Der dritte Weltkrieg ist doch schon da! Und weit weg ist er auch nicht!“, was wiederum bestätigt wird, als ich den Bericht über Hamburg sehe.
Ich weiß nicht, woran es liegt, aber ich komme mir oft durch die Schichten und die Wochenendarbeit und die Arbeit hier, als ob ich hinter dem Mond lebe!