ja, ich kämpfe damit. Ich habe ein Skipt. Also nicht nur eins, aber eben dieses, ein ganz besonderes.
Der Mann , der das geschrieben hat, hat vorne ins Vorwort geschrieben, daß er keinerlei Gewährleistung übernimmt, daß dieses Skript keine Fehler enthält.
Das war letzten Sommer und ich bin durch die Klausur geschossen. Die war sehr lustig. Eine Woche vorher wurde dreimal der Termin geändert, was nur ein bischen blöd ist, weil man sich jeden Zentimeter Zeit einteilt. Und ich musste mir das einteilen, weil ich einfach nicht verstand, wieso plötzlich Dinge auftauchten in seinen Zeichnungen,d ie da gar nicht sein konnten, weil es sie am Anfang gar nicht gab….aber ich bin ja dumm, also musste ich das Ding nur genug anstarren.
Dann kam die Klausur. Nein, wir durften keinen Zettel mit reinnehmen, es sei ja minimaler Stoff. Okay.
Gut. Klausurtag kam. Die Nacht eh schlecht geschlafen, also hin da, wo sie sein sollte. Näh, da isse nich. Mir kommt die Mathematikerin entgegen.
Ja, wo isse denn dann?
Wir sollen erstmal zum Matheinstitut, vllt im großen Hörsaal.
Sicher?
Näh.
Aha.
Irgendwie hatte er das mit den Räumen nicht so hinbekommen, denn der ursprüngliche Raum war einfach belegt. Doof. Ich weiß.
Jedenfalls Klausur. 120 Minuten lang. Und 120 Punkte musste man erreichen.
Konnte ich nicht, denn ich war immer in den Anfängen stecken geblieben und die Dinge, die ich konnte, die waren aus seinen Literaturempfehlungen, aber nicht made by himself , also nicht erlaubt zu benutzen. Naja, was solls.
Nun muss ich zur Totprüfung hin.
Auch das. Und ich sitze da mit meinem Skript in seiner Vorlesung. Und jedesmal entdecke ich einen Fehler in seinem alten Skript und korrigiere ihn. Heute hatte er sogar einen alten Fehler ausgemerzt, aber gleich mal an diesselbe Stelle durch weglassen einer wichtigen Information einen neuen gezaubert.
Und heute gucke ich da, wo ich online meine Materialien finde. Und finde sein neues Skript. Mit dem Vorwort. Und was steht da?
Vorwort
Das Skript ist als Begleitung zur Vorlesung Kombinatorische Optimierung
im Sommersemester 2013 gedacht. Es basiert in weiten Teilen auf der unten
angegebenen Literatur.
Da das Skript noch in einem frühen Stadium ist, gebe ich keine Gewähr
auf Fehlerfreiheit.
Ähm ja. Wann isses denn nicht mehr zu früh für ein fehlerfreies Skript? Ich habe Aggressionen, davor habe ich vor Enttäuschung fast in der Vorlesung geweint. Ich habe wirklich gekämpft.
Diese Menschen arbeiten für den Staat. Meine Mutter sagte immer: „Wenn Du für den Staat arbeitest, dann bist du Vorbild. Du hast nie wirklich Feierabend, weil Du bist immer Vorbild, immer Vertreter dieses Staates. Also überleg Dir gut, ob Du für den Staat arbeiten willst.“ Ich wollte nicht, ich eigne mich nicht zum guten Vorbild.
Andererseits sind solche Menschen Vorbild für die nächste Generation Führungskräfte. Was sind denn solche Leute für ein Vorbild? Ich bin heute sogar schon gefragt worden, ob dieser Verfasser das mit Absicht macht. Ich persönlich glaube das nicht.
Ich glaube auch nicht, daß er es nicht versteht, was er da lehrt. Ich glaube eher, daß es für ihn furchtbar schwierig ist, vor lauter Menschen zu sprechen. Aber, so finde ich, das rechtfertigt nicht so ein Skript.
Und noch schlimmer ist:
Ich sitze nun in der Vorlesung und korrigiere. Und wenn ich das abends durchgehe, dann frage ich mich, was denn nun wirklich richtig ist. Es verunsichert mich immer mehr.