Es schwingt die Stimmung vom luftleeren Raum der Reise noch mit und sitze da und höre in mich hinein….wir haben uns alle plötzlich abends auf dem Heimweg beieinander bedankt.Die Kinder bei uns, wir bei den Kindern und wir beiden großen auch noch beieinander.
Und nun sitze ich da, mein Großer ist mal wieder nicht in seine Massnahme, trotz Weckdienst, trotz Busgeld, trotz rausgesuchter Busverbindung….und da ruft es von der Massnahme an. Zwei bodenständige Damen sind für ihn zuständig und ich sehe das erste mal Licht am Ende des Horizonts.
Also sitze ich da…..trinke meinen Kaffee, lasse die Stimmung nachhallen, denke an das Wasser, den Matsch, wie die Kinder Muscheln gefunden haben….da klingelt das Telefon und eine der Frauen von der Massnahme ruft an , ist arg bös, und fragt mich, ob ich ihr erklären kann, was denn los war gestern. Und schon habe ich ein schlechtes Gewissen, das ich mit den kleinen Kindern ans Meer gefahren bin und dem in 14 Tagen volljährigen Busgeld gegeben habe und die Busverbindung rausgesucht und gefahren bin. Ich hätte iihn wohl doch lieber hinfahren sollen….in seine Massnahme oder aber ihm wenigstens Brote machen sollen und zum Bus bringen?
Sie spricht mit ihm selber. Und ich bin langsam sauer auf ihn, nicht nur weil das heute morgen ist, sondern weil mich gestern in Hooksiel seine Exfreundin angerufen hat.
Ein typisches Gespräch:
„Hallo, entschuldigen Sie, das ich störe, hier ist Isi, aber F. hat gesagt, ich soll die Sachen vorbeibringen.“
„Hallo, Isi, das ist heute schlecht, erstens weiß ich nicht, um welche Sachen es geht und zweitens bin ich nicht zuhause, ich bin
an der Nordsee.“
„Ja, aber F. hat gesagt, ich soll die Sachen vorbeibringen. Ich hab noch welche von ihm, er noch welche von mir…“
„Isi, das ist heute schlecht, erstens weiß ich nicht, um welche Sachen es geht und zweitens bin ich nicht zuhause, ich bin an der Nordsee.“
„Ja, aber F. hat gesagt, ich soll die Sachen vorbei bringen….“
„Isi, erstens weiß ich nicht, um welche Sachen es geht und zweitens bin ich nicht zuhause, ich bin an der Nordsee..“
Solche Gespräche führe ich des Öfteren und frage mich immer, welche Sprache ich eigentlich spreche, weil man diesen Dialog endlos fortsetzen könnte, es sei denn, man wird bei der letzten Wiederholung seines Satzes echt ekelig.
Wann immer mich F. an diesem Tag anspricht, sage ich nur noch :“Bring Dein Leben in Ordnung.“
„Mama, ich gehe mal eben duschen.“
„Ja, und bring Dein Leben in Ordnung.“
„Mama, wann soll ich wieder da sein?“ (Eine, seiner unsinnigen Fragen, weil egal, was ich antworte, er ist eh genau um diese Uhrzeit nicht da.)
„Bring Dein Leben in Ordnung.“
„Haben wir noch Brot?“
„Ja, und bring Dein Leben in Ordnung.“
Ich habe mich noch nicht von diesem Gespräch erholt, da ruft die Frau von dem Makler an, der mir eine Wohnung vermieten wird.
Wie es denn ausschaut mit dem Wohnberechtigungsschein?
Ja, wollte ich Freitag besorgen, aber dann kam der Mann von der Waschmaschine und das brauchte eben Zeit und damit war es für die Behörde zu spät.
Und gestern war ich einmal nicht da…..
Das Leben hat mich wieder und ich habe C. gefragt, ob wir nicht einfach abhauen können. In ein schönes Land mit ohne Sprachkenntnisse und wir machen dann ein Restaurant mit Eierbroten.
Aber er will nicht. Er sagt : „Das geht doch nicht!“ Er ist immer so überlegt. Und Eierbrote mag er eh nicht.
Oh, wie schade, der Alltag hat Dich wieder! Hättest schon ein paar mehr freie Tage gebrauchen können. Kenne solche Unterhaltungen auch, sind völlig sinnlos, werden trotzdem geführt. Lass Dich einfach nicht unterkriegen. Übrigens, ich kann C. verstehen: ich mag Eierbrote auch nicht besonders. Lieben Gruss
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