Keine gute Zeit.

Keine gute Zeit.

Am 30. Oktober wäre unser Omma fast gestorben. Sie kam als Notfall ins Krankenhaus. Und wurde mit Blut und Thrombozyten infusioniert, infundiert oder wie auch immer man das Blutkonserven kriegen nennt.

Keine gute Zeit.

Am 31. Oktober teilte mir der Vater meiner Enkelchen/Pflegetöchter mit, dass ich ihn um zehn aus der Liebenburger Psychiatrie holen und um zwei zurück bringen könne. Er wolle Omma sehen.

Ich holte ihn und erkannte ihn nicht wieder. Nein, ich habe nicht zugehört, warum er jetzt wieder dort war und wieso er die Jacke meines jüngeren Sohnes an hatte, die ich dem doch erst eine Woche zuvor gekauft hatte.

„Gib sie ihm zurück und zwar flott.“

Wir fuhren bei der Bank rum und ich holte Geld für Kuchen. Wir wollten mit Omma Kaffee und so im Krankenhaus und wollten ihre Katze reinschmuggeln.

Der junge Vater stellte fest, dass sein Konto leer geräumt war und damit nahm das nächste Drama seinen Lauf. Er hatte im Suff seine Bankkarte und seinen pin an seinen Bruder mit den Worten “ Kannste haben, heb alles ab. Ich brauche es eh nicht mehr!“ gegeben.

Keine gute Zeit, denn er kam abends, klingelt und prügelte sich mit dem Sohn, den er die Karte und den Pin gegeben hatte, in meinem Hausflur.

Eine Dose Pfefferspray und fünf Polizisten sorgten für Ruhe.

Keine gute Zeit.

Omma bekommt Chemo und Thrombozyten und arbeitet bei Regen im Garten.

Der 75. Geburtstag fand im Krankenhaus statt. Aus der Küche bekam sie einen Butterkeks zum Frühstück. Aber immerhin hat ihr der behandelnde Arzt gratuliert.

Mein Geburtstag ein paar Tage vorher fand auch im Krankenhaus statt, wenig zuhause und auf der Arbeit. Im Krankenhaus deshalb, weil ich gut zweieinhalb Stunden auf die Visite wartete, um genau zu erfahren, was da nun passiert.

Omma hat CLL und ist mit der Blastenkrise eingeliefert worden. Sie ist 75 Jahre und macht nun ein halbes Jahr Chemo.

Sie erklärte mir, sie werde eine Pflegestufe beantragen und ich solle sie pflegen. Das Geld bekäme ich.

„Nein.“

„Mama, ich kann für dich einkaufen, die Wäsche machen, die Flurwoche und wegen mir die Wohnung putzen, aber mehr ist nicht drin.“

Ich müsste sonst meine eigene Familie verlassen und das will ich nicht.

„Kann jemand von Euch mit einkaufen fahren?“

„Nein, Mama. Wir haben darüber gesprochen. Mach eine Liste, wir bringen das mit.“

Nächster Tag dasselbe Gespräch wieder und wieder und wieder…

Keine gute Zeit.

Am 20. November wird mein Knie aufgemacht. Es ist eher wahrscheinlich, dass ich nicht mehr als Cleanschlampe arbeiten kann. Ich weiß gar nicht, was ich sonst machen soll….

Keine gute Zeit.

 

7 Gedanken zu “Keine gute Zeit.

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