Gar nicht so leicht

50. Dieses Jahr werde ich 50.  Altersgerecht entwickelt ist Mini meine kleine Prinzessin (Ach, komm, lass sie doch!) und Olaf mein Spätpubertäts-Baby, der mit seinen paarundvierzig Kilos immer noch glaubt, er sein ein ganz, ganz, ganz kleiner Hund. Da braucht gar keiner so zu gucken, andere Frauen in meinem Alter haben auch ihren Schoßhund und ich kann zwar keine Schleife zwischen seinen Ohren oben auf dem Kopf aplatzieren, aber wenigstens ist er so groß….er passt nicht in den Staubsauger. Und DAS ist wichtig hier. Ich habe einen Bau-Staubsauger.

Diese Jahr werde ich nun also 50. Und ich kämpfe immer wieder mit dem Frust. Alle verlassen das Haus, gehen zur Arbeit und ich fahre die Kinder in den Kindergarten und gehe dann in meinen Wäschekeller. Wenn ich in die Stadt muss, weil eines oder beide der Mädels zum Arzt müssen, komme ich mir so Flodder-Family-Mässig vor. Ich kann meine Jogging-Hosen nicht finden, weil ich keine habe und es gibt keinen Kompromiss, den ich machen könnte, um mir welche zu kaufen…..ich bin froh, dass ich meine KollegInnen habe, von denen eine nun auch freigestellt ist und die ich hin und wieder in der Stadt treffe….Wenn es also diese meine KollegInnen nicht gäbe, ich würde aufgeben.

Omma hat ausgerechnet, dass ich seit 31 Jahren immer wieder Kleinkinder um mich habe. Windeln.31 Jahre Windeln, 31 Jahre bunte Wäscheleinen voller kleiner Pullover und Socken und  Hemdchen. Mir war nicht mehr bewußt, das es wesentlich länger dauert, 6 Kilo kleine Wäsche aufzuhängen als eine normale Maschine.

Ich habe vergessen, wieviel Platz die tatsächlich im Müll einnehmen. Windeln. Dieser intensive, überflüssige Geruch…..Es war so befreiend, endlich allein auf die Toilette zu dürfen und mich nicht mehr über die Exkremente anderer freuen zu müssen, weil es einfach nur normal ist, dass sie in der Toilette und nicht in einer Windel, der Badewanne oder kleiner Leute Knie landen….

Wäsche. Wäsche ist ebenfalls ein Thema. Ich habe vergessen, wieviel entsteht, wenn zwei kleine Menschen im Haus sind und mir ist klar geworden, warum es mit der Wäsche in den letzten  Jahren „so einfach“ war – keine kleinen Kinder. Als ich viele davon hatte, bin ich in der Wäsche fast erstickt. Unten im Keller laufen jetzt zwei Ventilatoren, um die Wäsche trocken zu bekommen.

Quengelware. Boah, war das schön, als das kein Thema mehr war. Ja, das Nein einer dreijährigen ist schon irgendwie lustg, aber , es war auch schön, das dieses Nein fünf Jahre alt war und verhandlungsbereit.

Ich habe meinen Schlüssel und meinen Chip zur Einlaßkontrolle gestern abgegeben und meiner Kollegin geschrieben:“Ich bin sowas von frustriert!“ Und wieder sitze ich zuhause und hüte Kinder. Windeln, Geschrei, Gejammer. An ganz vielen Tagen gleicht es ein Lächeln der kleinen Menschen aus, aber es gibt auch welche, da bin ich einfach nur traurig. Ich will arbeiten, meine Plastikteile bewundern, Werkzeugen zuschauen, wie sie sich drehen und umsetzen…..Nunja, die Kinder werden auch groß und wenn es um meine Rente geht, dann gehöre auch ich zu den Frauen, die eigentlich „nichts“ gemacht haben.

5 Gedanken zu “Gar nicht so leicht

  1. Is doch heutzutage das Normalste der Welt: Die, die WIRKLICH geackert haben kriegen Altersarmut. Ich lass mich mit spätestens 60 kaputtschreiben und bereite das ab 55 vor. Ich hab mich schon schlaugemacht, mit Rücken UND Depressionen sind 100% ganz locker.

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