Rauchfreie Bahnhöfe

Frühschicht. Ich muss immer in Rigenlheim warten. Es ist ein toller Bahnhof, der jetzt nach vielen Jahren umgebebaut wird. Es gibt nur noch vier Sitzplätze dort, alle anderen sind weg. Ein Wartehäuschen mit den Sitzplätzchen und zwei Holzboxen mit Dach zum  Unterstellen. Die Bäume und Büsche sind weg, es entstehen lustige Löcher in denen Bagger bis zum Fahrer verschwinden und immer noch schaufeln. In der Unterführung, die unter Gleis eins und zwei durchführt, liegt immer nochmal gern Scheisse und Unterwäsche und die Fahrpläne hängen notgedrungen am Bauzaun.
Ich komme da also morgens an und gehe durch die Unterführung und setze mit mutterseelenallein auf einen der vier Plätze. Die anderen Reisenden stehen herum, lesen , rauchen, quatschen. Bauarbeiter geben Ameisen, die die Zeitlupe testen, laufen vom Loch vor dem Häuschen zum Erdgebirge dahinter.
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Ich sitze also da und drehe mir eine Zigartette und mache sie an. Ich will Zeitung lesen im Handy. Was soll man auch sonst?
Plötzlich neben mir eine Stimme:
„Entschuldigen Sie?“
Ich gucke nach links und entdecke ein geschniegeltes Jüngelchen mit einem Händie in der Hand und einer etwas zu großen Nase auf deren Flügel ein wunderschönes Eiterpickelchen prangt.
„Ja?“
„Dies hier ist ein rauchfreier Bahnhof!…“ Ich gucke verdutzt zum Kollegen aus dem Outbound, der links von dem Jüngelchen steht und raucht, zu der Tippse schräg rechts von uns, die ein Buch liest und dabei raucht, zum Bauarbeiter im Bagger, der ein weißes qualmendes Stielchen im Mund hat und gucke wieder zu Pickeldie: „Ja, und?“
Am neben dem Bahnhof liegen Busbahnhof startet ein Bus, hinter mir rauschen die Autos auf der Ausfahrtsstrasse. Es ist, wie wenn alle ihre Gespräche beendet haben, um diesem Disput zu zu hören.
„Ja, gehen Sie doch da hinten hin!“ meint er und zeigt mit dem Kopf auf die Baustelle.
„Gehen Sie doch!“ Ich wende mich wieder meiner Zeitung im Handy zu und rauche weiter.
„Es ist verboten, auf Bahnhöfen zu rauchen.“
Jain, wir haben nämlich die Raucherecken, die auf diesem Bahnhof auch nicht mehr existiert.
„Ja, dann zeigen Sie es doch an!“
„Das, was Sie machen, ist unmenschlich!“ zetert er und genau in dem Moment startet der Mann im Bagger vor uns den Motor und der im Radlader hinter uns auch und wir alle stehen und sitzen in einer Wolke aus Dieselabgasen.
Ich wünsche mir auf Bahnhöfen nicht mehr nur Raucherecken, sondern auch ein Schild mit “ Vollidiotie auf Bahnhöfen verboten“ und dann bitte ein rotes  aufgemaltes Viereck, in dem sich diese Leute aufzuhalten haben.
Wer sich in eine Gruppe aus drei Rauchern stellt oder setzt, der muss damit rechnen, Rauch abzubekommen.

3 Gedanken zu “Rauchfreie Bahnhöfe

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