Ich habe seinen Namen jetzt mal phonetisch geschrieben, weil man sonst immer Mal liest.
Also, Telefonat mit Mäl. Er ist mein Asperger und er sieht die Dinge immer so schön emotionslos, so trocken, dass es wieder leicht wird. So klar und nicht so gefühlsduselig wie ich.
Ich habe ihn angerufen, weil wir A. im Knast besuchen sollten, der sich aber nicht mehr gemeldet hat.
Und dann habe ich ihm von Tante J. erzählt. Also erst mal habe ich mich über meinen Taufspruch aufgeregt.
„Mal, Alter, und mein Taufspruch! Lukas 18,31. Wer gibt dem ’nem Kind so was als Taufspruch?! Ich hätte irgendwas blumiges, nettes erwartet, so was wie „der Sonnenuntergang ist die schützende Hand, die dich führt“ oder so, aber doch nicht die dritte Sterbeankündigung, in der es um Folter und Kreuz und alles geht, die die Jünger nicht kapieren!“
„Ja, wieso? Ist doch so!“ kommt da von Mal.
„MAL! „
„Ja, ist doch so. Dir hören sie doch auch nicht zu!“ Mit sie meint er die Familie, seine großen Geschwister. „Und welchen habe ich?“ Immerhin zahlt er Kirchensteuer.
„Du bist das Salz der Erde. Und hinten dran, was wäre in der Welt ohne das Salz. Ich durfte ihn aussuchen und habe mit dem Pastor gekämpft um den Teil, in dem es geht, wie es ist, wenn das Salz auf der Straße zertreten wird und nicht mehr da ist. Das war dem zu negativ. Und dann hat Tante J. gesagt, das Mädchen immer ihren Vater heiraten und sie hat so verschmitzt geguckt…“ , sage ich.
„Ja und?“
„Ja, Mal, dann wäre mein Vater ein Säufer, ein Lügner, ein Betrüger, ein Dieb, ein Schläger und ein Mörder!“ Den ganzen Tag bin ich schon entsetzt darüber und esse die ganze Zeit diese trockenen mülmenden Teekekse aus der Tüte, die der Hund so mag.
„Ja isser ja auch, was ich von dem gehört habe. „
„Mörder?!“
„Ja, halt Selbstmörder halt. Ist auch einer.“
Und jetzt wird auch klar, warum ich Familiengeschichte in kleinen Dosen brauche, so dass ich es erstmal verdauen kann.
Aber in dem Gespräch mit Tante J. habe ich raus gefunden, dass ich in der Familie gar nicht mehr die einzige Asi-Schlampe mit den vielen Kindern bin, weil auch väterlicherseits „die “ oft gern viele Kinder hatten.