Schlechte Eltern

C. und ich sind absolut schlechte Eltern. Schlechter geht es schon gar nicht mehr.

Groß E. geht nun auf ein Gymnasium. Ja, nee, macht nix. Hab ich ja auch gemacht. Ist also ein Genfehler.

Jedenfalls ist ihr Klassenlehrer Herr. Dr. W., der immer wieder sagt „Wir sind ja Naturwissenschaftler“ und ich habe das jetzt so oft gehört das ich dann immer als Antwort denke: „Ja, und Du ein Idiot.“ Er ist die Fachkraft für Bio und Chemie. Naja, kann er ja auch nix für.

So. Heute war gemeinsames Frühstück und ich hatte mich gemeldet. Fehler. Schwerer Fehler. Ganz schwerer Fehler.

Die, die in einer Einrichtung für schwererziehbare Kinder arbeitet und sich dauernd dafür entschuldigt, das sie raucht. Die gelernte Einzelhandelskauffrau, die sich jetzt mir ihrem Bruder mit einer Versicherungsagentur selbstständig gemacht hat….Und der Herr T. mit seiner Frau und die beiden mag ich echt. Außerdem noch die Frau, deren Mann Diplommathematiker ist, sie hat ja nur Realschule, aber das hätte ihr gereicht.

So, ich weiß jetzt, wie erstens: Das alle nicht anwesenden Eltern Mathematiker sind. Zweitens: Das die Kinder absolut rundum talentiert sind und durchaus auch ohne Gymnasiumsempfehlung dort hin können. Drittens: DAS alle Eltern jeden Tag mit ihren Kindern ALLE Hausaufgaben machen. Und Viertens: WIR sind Scheiß-Eltern, weil wir tun das nicht. Maaaan, maaaan, maaaan. C. geht erstmal heute wieder mit Mini zum Sport, damit sie freitags in die Schwimmgruppe kann…

5 Gedanken zu “Schlechte Eltern

  1. Können alle Eltern jeden Tag mit ihren Kindern Hausaufgaben machen? Meine Physikkenntnisse – zum Beispiel – sind mehr als rostig. Lateinkenntnisse nicht vorhanden. Dabei war ich auch auf dem Gymnasium. Und müssen Eltern nicht häufig doch auch arbeiten?

    Meine eigene Mutter war übrigens auch nicht so gut in Mathe und Physik, Englisch, Deutsch, Bio, Chemie, Erdkunde und Geschichte. Ich musste allein klarkommen. Geht das heute gar nicht mehr? Ist ja alles lange her.

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    • Also ich weiß es auch langsam nicht mehr. C. und ich saßen abends da, nachdem er drei Stunden Elternabend hinter sich gebracht hat und sagte: „Du bist nicht mehr stolz auf mich, oder? Ich bin ja nur Informatiker und das auch noch ohne Doktor.“
      „Kannst Du mir nicht einfach nen Professor Doktor von so´ner katholischen Universität kaufen? Kostet 99 Euro. Hab ich mal als Email bekommen…..“
      Nein, sowas machen wir nicht. Letztendlich kommt bei solchen Gesprächen mit Eltern immer anderes raus. Die Tochter, die ja ach so gut in der Schule ist, die macht plötzlich, nachdem sie bei uns gestanden hat, Theater, weil sie eine andere Chemielehrerin bekommt und jetzt Angst hat, das drei Leistungskurse schlecht sind. Aber dafür macht sie ganz viel sozialen Kram an der Schule. Oder der Sohn des Dr. Mathematikers, der nach Aussagen seiner Frau in der Grundschule eine Klasse übersprungen hat und jetzt wegen der schlechten Sozialnoten nur eine Realschulempfehlung bekommen hat….Meine Güte! Erstens: Ich muss arbeiten. Zweitens: Wann sollen meine Kinder lernen, allein Hürden zu bewältigen? Ich bin nur die, die motiviert, um die Dinger drum rum zu laufen und sich mehr zu zu trauen. Warum drüber springen, wenn man rechts oder links dran vorbei kann? Und wehe, ein Lehrer wagt es, meinen Mädels zu sagen, das sie etwas nicht zu verstehen brauchen, weil sie Mädels sind. Habe ich nämlich mal gehört und eine meiner Töchter auch. Wenn das passiert, dann werden er und ich reden und zwar Klartext. Drittens: Ich dachte immer, es ist wichtig,alsEltern selbst einen Wert zu haben, selbst wenn die Kinder „nur“ ne Hauptschule machen. Oder auch sie sogar abbrechen. Mir ist wichtig, das meine Kinder glücklich sind. Und dabei ist es ihre Definition von Glück, die zählt, und nicht meine! Meine Kinder müssen leider selber eigene Träume und Wünsche entwickeln. Meine nicht gelebten sind meine ganz allein und die kriegt keiner. Einzelkind eben ich.

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