Elke ist tot.

Elke ist gestern eingeschläfert worden. Und es gab schon viele Beileidsbekundungen bei FB, obwohl der obige Satz nur eine Mitteilung an den Teil der Familie ist, der mit mir oder anderen nicht mehr spricht. Oder auch mit beiden.

Elke ist 19, 5 Jahre alt geworden und war am Ende sehr krank und auch wohl ein bisschen dement. Er war schon lange taub und konnte nur noch auf 15 cm Entfernung Bewegungen wahrnehmen. Im letzten Jahr waren wir sooft beim Tierarzt wie in seinem ganzen bisherigen Leben nicht.

Mal blutete er langanhaltend aus der Nase, dann rasselte die Lunge in einer Lautstärke einem erwachsenen Asthmatiker gerecht geworden wäre. Das Herz war klapperig und er wollte immer bei Patty auf dem Hochbett schlafen und ließ sich in Ermangelung von irgendwas morgens immer wieder runter fallen. Vor einigen Monaten fand er den Weg nicht mehr hoch, also haben wir ihn in die richtige Richtung gedreht.

Vor drei Wochen ging die Kotzerei los. Er fraß wie ein Weltmeister und kotzte den halben Boden in C.s Zimmer voll. Schleim, Futter, vielleicht auch Blut.

Von dann an blieb er im Esszimmer auf dem Katzenfuttertisch liegen, schlief dort, fraß dort, fiel in den großen Wasserpott für die Viecher und stellte dann für einen Tag fest, das es Wasser gibt. Pinkelte in die Blumen und kackte in den Raum. Er fand die Klos nicht mehr. Montag stand er dann vor dem Geschirrschrank und wollte dort rein. Und fraß und kotzte.

Wir haben ihn die letzten Monate und Wochen dauernd im Blick gehabt. Damit er nicht fällt, damit er sich nicht im Haus verläuft und bloß nicht im Keller landet. Wenn er irgendwo abgetaucht war, ging das große Suchen an.

Nun, gestern sind wir also das letzte Mal zum Tierarzt gefahren. Ja, und so mutig ich immer bin, so schön sachlich, ich hab Rotz und Wasser geheult. Und Masken sind dabei keine Hilfe, sie nehmen die Menge an Gesichtswasser nicht auf, sondern tropfen. Das ist ekelig.

Die Entscheidung war richtig, auch für ihn richtig. Wir haben einen Tierarztkorb. Wenn ich den sonst aus dem Keller geholt habe, hat Elke Kraft und Geschwindigkeit entwickelt und war weg. Und auch, wenn man das Ding von oben aufmachen kann, Elke konnte das Reinsetzen in den Korb auch noch in hohem Alter verhindern. Gestern nicht. Er legte sich neben den Korb auf den Stuhl, der ihm zur Absteighilfe vom Katzenfuttertisch diente, und wartete.

Kein Gemecker im Auto. Keine Kotabsatz im Auto. Auch beim Tierarzt kein Ausbruchsversuch aus dem Korb. Wir haben ihn vorsichtig auf die Seite gelegt, ich habe ihn gestreichelt und konnte fühlen, wie es im Hals schnörrte und es war auf einmal wieder diese Vertrautheit da, die ganz viele Jahre weg war. Es war wie wenn für einen Moment alle Krankheit weg ist und diese alte Verbundenheit, wie wenn es das Jahr in Anderswo mit dem Ende im Tierheim nicht gegeben hätte, wie wenn es die ganzen Jahre danach nicht gegeben hätte, sondern so wie es davor war, das war wieder da. Aus einer Zeit also, in der ich abends mit ihm einen Spaziergang um den Wohnblock gemacht habe, ihn rufen konnte und wenn er zu weit weg war, ihn mir nur vorstellen musste und er war da.

Elke blieb ruhig liegen, ich streichelte ihn und dann ging alles sehr schnell.

Klar bin ich auf der einen Seite traurig, aber Trauer ist ein egoistisches Gefühl und ich hätte noch ganz viele Untersuchungen mit ihm machen lassen können, aber das hätte das Herz nicht heile gemacht, die Augen nicht mehr sehend, die Ohren nicht mehr hörend.

Er ist zwar nicht als älteste Katze der Welt in das Guiness-Buch Der Rekorde gekommen, aber 19,5 Jahre, das ist auch schon eine gute Zeit für eine Katze, die 13 Jahre eine rein-raus-Katze war. Aber er war der Beste Elke.

5 Gedanken zu “Elke ist tot.

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